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Politik, Soziales |

Jahresrückblick 2019

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende. Politische Umbrüche und soziale Proteste haben die Schlagzeilen über Lateinamerika geprägt. Aber auch die Themen Waldbrände, Klimawandel und Amazonas-Synode haben eine große Rolle gespielt. 

Lateinamerika Kolumbien Protest

Protest in Kolumbien. Foto: Tobias Käufer

Januar 2019

Am 23. Januar erklärte sich Parlamentspräsident Juan Guaidó zum Interimspräsidenten von Venezuela. Er werde die Präsidentschaft übergangsweise übernehmen und Neuwahlen ausrufen. Kurz darauf wurde der 35-jährige Oppositionspolitiker von den USA, Brasilien und Kolumbien als rechtmäßiger Präsident Venezuelas anerkannt. Auch Deutschland und die Europäische Union stellten sich auf seine Seite. Trotz Großdemonstrationen und Unterstützung aus dem In- und Ausland ist es ihm allerdings bis heute nicht gelungen, Präsident Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen.

Ungeachtet von Protesten im In- und Ausland hatte Maduro am 10. Januar seine zweite Amtszeit angetreten. Seine Wiederwahl im vergangenen Jahr wurde von der Opposition boykottiert und von zahlreichen Staaten und internationalen Organisationen als undemokratisch bezeichnet.

Juli/August 2019

Die zu dieser Jahreszeit üblichen Waldbrände in Amazonien nahmen in diesem Jahr extrem zu und vernichteten hunderttausende Hektar Wald - vor allem in Brasilien und Bolivien. Mehr als 80.000 Brände registrierte das brasilianische Weltrauminstitut INPE. Umweltschützer und indigene Gruppen werfen dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro vor, ein gesellschaftliches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Farmer, Holzfäller und Goldgräber zu immer weiteren Rodungen ermutigt fühlen. So sollen Medienberichten zufolge Bauern im Bundesstaat Pará sich zu einem "Tag des Feuers" verabredet und große Waldflächen in Brand gesteckt haben. 

Oktober/November 2019

Im Herbst 2019 erschütterten soziale Proteste und deren teils gewaltsame Unterdrückung mehrere Länder Lateinamerikas.

Anfang Oktober stürzte ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten und dem Parlament Peru in eine schwere Krise. Die Entscheidung des Präsidenten Martín Vizcarra, den Kongress aufzulösen, wurde in vielen Teilen des Landes gefeiert. Doch das Parlament schlug sofort zurück und suspendierte Vizcarra "vorübergehend" von seinem Amt und beschuldigte ihn einen Staatsstreich begangen zu haben. Jetzt sind in Peru Neuwahlen für das kommende Jahr angesetzt.  

In Ecuador brannten Anfang Oktober wegen einer Benzinpreiserhöhung die Barrikaden. Keinen Monat später verhängte der chilenische Präsident Sebastián Piñera den Ausnahmezustand angesichts der Massenproteste, die sich an einer Erhöhung der Metropreise entzündet hatten. Die teils gewaltsame Unterdrückung der Proteste mit zahlreichen Toten und Verletzten wird jetzt von einem UNO-Team untersucht. Ein Erfolg der Proteste ist, dass Chile im kommenden Jahr eine neue Verfassung erarbeiten will, über die die Bürger in einer Volksabstimmung entscheiden werden. Die derzeit gültige Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur.

In Bolivien entbrannte im Oktober nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Evo Morales ein Machtkampf zwischen der Regierung und der Opposition, der in gewalttätigen Straßenkämpfen gipfelte. Der Vorwurf des Wahlbetrugs wurde von einer Kommission der OAS bestätigt. Evo Morales trat am 10. November von seinem Amt zurück und machte den Weg für Neuwahlen frei. Mittlerweile hält er sich in Argentinien im Exil auf. Die Opposition wirft ihm Anstiftung zur Rebellion und zum Terrorismus vor.

In Haiti fordern seit Monaten Hunderttausende den Rücktritt des Präsidenten Jovenel Moise, dem Korruption vorgeworfen wird. In Honduras schwelen seit Monaten Proteste gegen den Präsidenten, der sich entgegen der Verfassung und mit Wahlbetrug im Amt gehalten hat und dessen Bruder gerade in den USA wegen Drogenhandels verurteilt wurde.

Ende November gingen in Kolumbien landesweit Hunderttausende auf die Straße, um für mehr soziale Gerechtigkeit und die konsequente Umsetzung des Friedensabkommens zu demonstrieren. Bei den anhaltenden Protesten starb ein junger Demonstrant, viele wurden verletzt. Präsident Duque erklärte sich schließlich zu direkten Gesprächen mit dem Streikkomitee und Vertretern zivilgesellschaftlicher Gruppen bereit. 

Amazonas-Synode im Oktober

Insgesamt nahmen rund 280 Bischöfe, Ordensleute, Experten und Gäste an der Amazonas-Synode in Rom teil. Das Treffen stand unter dem Motto "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". In dem 120 Artikel umfassenden Schlussdokument bekennen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rückhalt für die amazonischen Völker und deren Lebensweise. Es gelte, sich den Indigenen "auf Augenhöhe zu nähern, ihre Geschichte, ihre Kulturen, ihren Stil des 'guten Lebens' zu respektieren". Eine "Evangelisierung im Kolonialstil" wird ausdrücklich verworfen.

Unter ökologischer Perspektive warb die Synode für einen ganzheitlichen Ansatz. Es soll eine Beobachtungsstelle für Ökologie und Sozialfragen geben, die auch mit nichtkirchlichen Akteuren zusammenarbeiten soll. Weiter spricht sich das Schlussdokument für Gemeindeleiterinnen aus. Die Frage einer Zulassung von Frauen zum Diakonat soll erörtert werden.

nvb

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