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Mexiko |

Pipeline-Explosion ist erste Nagelprobe für López Obrador

 

Mindestens 85 Menschen sind in der mexikanischen Stadt Tlahuelilpan bei der Explosion einer Pipeline ums Leben gekommen. Der neue Präsident Andres Manuel López Obrador steht damit vor einer ersten echten Herausforderung.

Die Pipeline-Explosion in Mexiko (Foto: picture-alliance/Xinhua News Agency)

Unglück, Schlamperei oder Attentat der Öl-Mafia? Zwei Tage nach der Explosion einer Pipeline steht Mexiko vor einer Reihe offener Fragen an den neuen Präsidenten Andres Manuel López Obrador. Es ist die erste Nagelprobe für seine Sicherheitspolitik. Erst vor drei Wochen hatte der Staatschef der Erdölmafia den Krieg erklärt. Umgerechnet rund drei Milliarden Euro im Jahr verliere der Staatskonzern Pemex durch den Diebstahl von Treibstoff, so López Obrador.

Um den ganzen illegalen Zapfstellen an den Pipelines der Nation den Hahn abzudrehen, wurde der Benzintransport zeitweise auf Tanklaster umgestellt. Die Folge waren dramatische Versorgungsengpässe in einigen Ballungszentren. In der Nacht zum Samstag explodierte dann eine dieser, offenbar von Kriminellen angezapften, Pipelines im zentralmexikanischen Bundesstaat Hidalgo. Mindestens 85 Menschen starben in dem Flammeninferno. Sie hatten versucht, mit Kanistern den auslaufenden Treibstoff aufzufangen.

Harter Kampf gegen die Öl-Mafia

Laut Staatsanwalt Alejandro Gertz hatten Handlanger der Öl-Mafia die Pipeline auf der Höhe des Ortes Tlahuelilpan angebohrt. Diese flohen aber, als sich Soldaten näherten, die zum Schutz der Leitung abgestellt waren. Die 25 Soldaten seien aber bald von Neugierigen überrannt worden. Augenzeugen sprechen von bis zu 500 Menschen, darunter auch Kinder, die den Treibstoff in Kanister füllen wollten und die Warnungen der Soldaten in den Wind schlugen. Schilderungen von Journalisten vor Ort zufolge vergrößerten einige das Leck noch, worauf sich das Benzin in einer Fontäne über die Umstehenden ergoss. Der Funke, der kurz darauf die Tragödie auslöste, sei möglicherweise durch statische Entladung synthetischer Kleidungsstoffe der Anwesenden ausgelöst worden, so Staatsanwalt Gertz.

Die Version der staatlichen Ermittler überzeugt nicht alle. "Und wenn es kein Unfall war, sondern eine Falle?", fragt sich der Kolumnist Alvaro Cueva in der Tageszeitung "Milenio". In den vergangenen Tagen hätten sich die Lecks und Unfälle an Pipelines gehäuft. Cueva hat den Verdacht, es könne sich um Anschläge handeln. Auch die Rolle von Pemex ist nebulös. Der Staatskonzern ist Präsident López Obrador zufolge teilweise vom organisierten Verbrechen unterwandert. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers wurden die Ventile zwar nach Bekanntwerden des Lecks geschlossen, dennoch sei das Benzin lange weiter mit großem Druck durch die Pipeline geströmt. López Obrador machte am Wochenende deutlich, dass der Kampf gegen den Treibstoffklau weitergeht. Die Bevölkerung hat er auf seiner Seite. Einer vor dem Unglück erhobenen Umfrage der Zeitung "El Financiero" zufolge unterstützen ihn dabei 89 Prozent der Befragten.

Obradors Vorgehen auf dem Prüfstand

Ungeachtet dessen, steht López Obradors Vorgehen nun auf dem Prüfstand. "Die Tragödie hätte vermieden werden können, wenn die Sicherheitskräfte die Stelle gesichert und die Menschen zurückgehalten hätten. Sie waren da, haben aber nichts getan. Warum?", fragt der Politologe Rubén Aguilar. Er werde keine Soldaten aufs "gute Volk" hetzen, entgegnete López Obrador, der die Massenbenzinplünderung als Ergebnis der ländlichen Armut und Vernachlässigung durch die Vorgängerregierungen einstufte. Stattdessen werde es Stipendien, Renten und Arbeitsplätze geben, und die Bevölkerung müsse von sich aus zur Moral zurückfinden.

Das hält der sozialdemokratische Politiker Fernando Belaunzarán für ein zweischneidiges Schwert: "Wenn der Präsident sagt, 'wer aus Not raube, müsse nicht mit Strafverfolgung rechnen', dann kann das Plünderungen anheizen und den Rechtsstaat schwächen." Der Kommentator Rodolfo de la Torre riet im Portal "Arena Publica" dem Präsidenten, sich nicht zu verzetteln, sondern sich auf die Bekämpfung der Geldwäsche, die Überwachung der Vermarktungsketten und die Unterwanderung der kriminellen Netzwerke der Mafia zu konzentrieren. "Das schlimmste für Mexiko wäre, wenn auf den gescheiterten Kampf gegen die Drogen ein gescheiterter Kampf gegen die Erdölmafia folgte", schreibt de la Torre.

Autorin: Sandra Weiss, Deutsche Welle

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