Ortega-Anhänger stürmen erneut Kirche
In Nicaragua ist es zu mehren Attacken auf Kirchenangehörige gekommen. Die Angreifer waren Anhänger von Präsident Daniel Ortega. Indes sind hunderte Studenten gegen die repressive Politik von Ortega auf die Straßen gegangen.
In Nicaragua sind Gemeindemitglieder der katholischen Kirche erneut Opfer von Gewalt geworden. Während eines Gottesdienstes in Masaya am Donnerstag, 21. November 2019, haben Anhänger von Präsident Daniel Ortega versucht, das Kirchengebäude mit Keulen, Macheten und Metallstangen zu stürmen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Die Kirchenmitglieder verbarrikadierten die Tür. Ein 50-Jähriger wurde von den Angreifern verprügelt, als er versuchte, sie abzuhalten. Anschließend übergaben ihn die Ortega-Anhänger der Polizei, die während des Vorfalls anwesend war, aber nicht eingriff.
Die Attacke richtete sich gegen den Aufruf des Pfarrers in Masaya, sich an einer Solidaritätsaktion für sich im Hungerstreik befindenden Katholikinnen zu beteiligen. Vor einer Woche traten Mütter und Familienangehörige von verhafteten Regierungsgegnern in einer Kirche in Managua in den Hungerstreik, um gegen die repressive Politik der Regierung zu protestieren und die Freilassung ihrer Angehörigen zu erzwingen. Jene werden von der Regierung festgehalten, da sie sich an Protesten gegen Präsident Ortega beteiligt hatten.
Nicht der erste Angriff auf eine Kirche
Bereits Anfang der Woche stürmten Anhänger von Ortega die Kirche in der Hauptstadt Managua und verprügelten einen Priester und eine Ordensschwester. Das Rote Kreuz evakuierte daraufhin eine Gruppe der Mütter politischer Gefangener aus der Kathedrale in Managua. Schon im August dieses Jahres wurden Gläubige immer wieder bedrängt oder darin gehindert, Gottesdienste zu besuchen.
Seit April 2018 kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Regierungstruppen. Auslöser der Proteste war eine geplante Reform des Sozialsystems, in dem höhere Steuern für Arbeitnehmer und Rentenkürzungen vorgesehen waren. Ortega zog die Reform zurück, doch bald forderten die Protestierenden landesweit seinen Rücktritt. Der Präsident bezichtigte die Demonstranten, einen Staatsstreich zu planen und geht seither mit Gewalt gegen sie vor. Schätzungen zufolge kamen in der Hochphase der Proteste mehr als 300 Menschen ums Leben.
Nach der Attacke auf die Kirche in Managua gingen erneut hunderte Studenten gegen die Politik von Ortega auf die Straße, während die sich im Hungerstreik befindenden Mütter in der Kirche von Soldaten bewacht werden.