Gericht hebt Mordanklage gegen Vergewaltigungsopfer auf
In El Salvador hat ein Gericht die Mordanklage gegen eine junge Frau aufgehoben, die seit April 2017 wegen des Vorwurfes des Mordes an ihrem Neugeborenen im Gefängnis saß. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die 20 Jahre alte Studentin Imelda Cortez nicht die Absicht gehabt habe, ihr Kind zu töten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP am Montag, dem 17. Dezember 2018. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung verließ Cortez das Gefängnis, wo sie von Angehörigen und Frauenrechtlerinnen mit Applaus und Umarmungen begrüßt wurde. „Wir wissen, dass Imelda nichts verbrochen hat, und darum muss sie komplett freigesprochen werden“, zitiert AFP die Anwältin Keyla Cáceres. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen „Verlassen und Aufgabe“ des Kindes.
Die junge Studentin war von ihrem 70 Jahre alten Stiefvater vergewaltigt und schwanger geworden. Bei der Geburt war sie nicht in ein Krankenhaus gegangen, weil sie lange Zeit nicht von ihrer Schwangerschaft wusste. Das Kind wurde nach der Notgeburt medizinisch behandelt, ihm geht es heute gut. Die Ärzte hatten vermutet, dass sie versucht hatte abzutreiben. Anschließend wurde Cortez auf Grundlage der restriktiven Anti-Abtreibungsgesetzgebung in dem katholisch geprägten Land wegen Mordes angeklagt. Der Vergewaltiger bedrohte sie weiter. In El Salvador sitzen 22 Frauen wegen „Mordes“ an ihren Kindern hinter Gittern. (bb)