Erneut Proteste gegen Kolumbiens Regierung
In Kolumbien sind am Mittwoch, 4. Dezember 2019 (Ortszeit), erneut zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, um für eine gerechtere Sozialpolitik und die Umsetzung des Friedensprozesses mit der ehemaligen Farc-Guerilla zu demonstrieren. Zu dem neuen Generalstreik, dem allerdings nicht so viele Menschen wie zuvor folgten, hatte ein Bündnis von Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft aufgerufen, die in einem Streikkomitee zusammengefasst sind.
Allein in der Hauptstadt Bogotá versammelten sich mehrere tausend Menschen auf der zentralen Plaza de Bolívar. Begleitet wurden sie von indigenen Wachen, die die Demonstranten gegen die Polizei abschirmten. Indigene Organisationen beteiligten sich an den Protesten, um auf die wachsende Bedrohung durch Paramilitärs in ehemals von der Farc dominierten Gebieten aufmerksam zu machen. "Heute ist die indigene Bewegung Kolumbiens zur Verteidigung des Lebens eingesezt", sagte Luis Fernando Arias, ein indigener Anführer. Die Proteste verliefen zunächst überwiegend friedlich, am Abend blockierten die Demonstranten die Zufahrtsstraße zum internationalen Flughafen. In Calí und Medellín kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei.
Dialog mit dem Streikkomitée soll fortgesetzt werden
Die Regierung des konservativen Präsidenten Iván Duque und Vertreter des Streikkomitees hatten sich bereits am Vortag zu einem ersten Gespräch getroffen, nachdem Duque eine der Kernforderungen der Protestbewegung erfüllte und einen direkten Dialog zusagte. Die Gespräche sollen in dieser Woche fortgesetzt werden.
Kolumbien wird seit einem Generalstreik vor zwei Wochen von Demonstrationen und Unruhen erschüttert. Die Proteste richten sich unter anderem gegen die Sozialpolitik, die schleppende Umsetzung des Friedensprozesses mit der ehemaligen Guerilla-Organisation Farc sowie den mangelnden Schutz von Menschenrechtlern und sozialen Aktivisten. Für die Versäumnisse machen die Demonstranten den konservativen Präsidenten Iván Duque verantwortlich. Dessen Zustimmungsrate ist laut einem aktuellen Bericht der Tageszeitung "El Espectador" auf 30 Prozent gesunken.