Deutscher Journalist erhebt Foltervorwurf gegen Polizei
Nach der Verhaftung eines deutschen Journalisten in der argentinischen Provinz Neuquén in der vergangenen Woche hat der 28 Jahre alte Stefan Borghardt massive Vorwürfe gegen die örtlichen Polizeibehörden erhoben. Bei Fotoaufnahmen für eine Dokumentation über die Umweltfolgen des größten Fracking-Gas-Vorkommens Lateinamerikas „Vaca Muerta“ war der Journalist zunächst von einem Mitarbeiter vom Firmengelände des Energieunternehmens „Treater Neuquén S.A.“ verwiesen worden, berichten lokale Medien.
Nachdem der Mitarbeiter wegen unbefugten Betretens des Firmengeländes die Polizei gerufen hatte, wurde Borghardt, der in Deutschland studiert und in Argentinien unter anderem zum G20-Gipfel in Buenos Aires auf Recherchereise war, verhaftet. Auf der Wache der Ortschaft Añelo habe ein vernehmender Polizeibeamter mit einem Akkuschrauber in der Hand gedroht, man werde die Wahrheit über ihn und seine Absichten erfahren, so ein im Internet veröffentlichtes Gedächtnisprotokoll des Deutschen. Die Nutzung eines Telefons zur Benachrichtigung von Familie und Anwalt war dem Journalisten untersagt worden.
In der Zelle seien anschließend „fünf bis sieben Beamte“ erschienen, hätten sich um den Häftling gestellt, „einige (mindestens drei) schlugen, traten und beleidigten mich“, so der unter anderem vom Politikmagazin „Politíca Argentina“ veröffentlichte Beschwerdebrief. Ein weiterer Polizist habe ihn mit einem Besen geschlagen mit den Worten, „dass er die Deutschen hasst“. Als er die Schnürsenkel seiner Schuhe entfernen sollte, zog einer der Polizisten im Raum ein Messer. Borghardt wurde am selben Tag seiner Verhaftung wieder auf freien Fuß gesetzt. Aus Angst vor weiteren Übergriffen unterzeichnete er sämtliche ihm vorgelegten Papiere: „Ich hatte verstanden, dass dies nicht der Ort ist, an dem ich meine Rechte einfordern kann.“ Neuquéns Provinzminister für Sicherheit Mariano Gaido kündigte an, er werde vom Chef der Provinzpolizei einen „vollständigen Bericht“ zu den Umständen der Verhaftung des Journalisten anfordern, berichtet die Deutsche Welle. (bb)