UNHCR fordert Aussetzung von Abschiebungen nach Haiti
Angesichts der humanitären und politischen Krise in Haiti hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zu einem Verzicht auf Abschiebungen in den Karibikstaat aufgerufen. Die Organisation verwies auf Gewalt durch bewaffnete Gangs und den jüngsten Cholera-Ausbruch in einer bereits schwierigen Versorgungs- und Gesundheitslage. Menschen zwangsweise in ein Land zurückzuführen, in dem ihnen Verfolgung, Folter und andere schwere Schäden drohten, laufe auf eine Verletzung internationalen Rechts hinaus, erklärte UNHCR am Donnerstag, 3. November 2022 in Genf.
Haitianer sollten unabhängig von den Gründen, aus denen sie das Land verlassen hätten, Schutz und Unterstützung erhalten. Dies gelte auch für solche, deren Asylantrag abgelehnt worden sei, so die Flüchtlingsorganisation mit Hinweis auf die zwischenzeitlich veränderten Umstände.
UNHCR sprach von einer "dramatischen humanitären Lage", die gekennzeichnet sei von akuter Ernährungsunsicherheit, Brennstoffknappheit und eingeschränkter Gesundheitsfürsorge. Millionen Kinder könnten nicht die Schule besuchen und seien mangelernährt. Frauen, Kinder und Männer, die aus dem Ausland nach Haiti zurückkehrten, müssten dort mit lebensgefährlichen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken sowie einer weiteren Vertreibung im Land rechnen.