Haiti: Tausende protestieren in Port-au-Prince
In Haiti gehen immer mehr Menschen gegen die Dauerkrise in Wirtschaft, Politik, Sicherheit und Gesundheitswesen auf die Straße. In der Hauptstadt Port-au-Prince protestierten zu Wochenbeginn Tausende von Demonstranten und forderten den Rücktritt von Haitis Premierminister Ariel Henry, berichtet die Nachrichtenagentur AP von der Karibikinsel. Die jüngsten Proteste entzündeten sich an der Entscheidung der Regierung, Subventionen für Treibstoffpreise zu reduzieren, was eine Verdoppelung der Spritpreise zur Folge hat.
Premier Henry bezeichnete die Lage "nahe am Bürgerkrieg". Am Rande der Proteste, die von der Polizei mit Gewalt aufgelöst wurden, war es zu Straßenblockaden und der Plünderung eines UN-Lagerhauses für Lebensmittelhilfen gekommen. Port-au-Prince sei nahe an der Anarchie, so Berichte zweier AP-Journalisten vor Ort. Kriminelle Gangs würden Gerichtsgebäude und das größte Erdöllager der Hafenstadt blockieren, Menschen würden stundenlang für Trinkwasser anstehen und die Krankenhäuser seien überlastet. Politische Beobachter halten eine innenpolitische Entspannung für unwahrscheinlich, auch weil die Regierung ohne internationalen Druck nicht zurücktreten werde.
"Wir wissen nicht, ob sich das Leben wieder normalisiert“, so ein Hauptstadtbewohner im AP-Interview, "wenn du heute stirbst, weißt du nicht einmal, ob du es in ein Leichenschauhaus schaffen wirst. Sie könnten auf der Straße gelassen werden, wo Hunde und andere Tiere Sie fressen". Haiti steht vor einer beispiellosen sozialen, wirtschaftlichen, Sicherheits- und Gesundheitskrise, die von einer grassierenden Inflation und anhaltender Treibstoffknappheit gekennzeichnet ist. Berichten der Nachrichtenagentur EFE zufolge, wird die angespannte Lage in Port-au-Prince von einem Choleraausbruch mit bisher rund 20 Toten verschärft. (bb)