Millionen essen nur eine Mahlzeit am Tag
In Argentinien können sich Millionen Menschen nur eine Mahlzeit am Tag leisten. Wie die spanische Tageszeitung „El País“ am Sonntag, dem 3. März 2019, berichtet würden insgesamt 3,4 Millionen Argentinierinnen und Argentinier der 44-Millionen-Einwohnernation unter Nahrungsmittelknappheit leiden, bezieht sich das Blatt auf Erhebungen der Katholischen Universität Argentinien (UCA). Insgesamt seien damit 7,9 Prozent der Bevölkerung betroffen, so viele Hungernde wie seit der letzten Wirtschaftskrise 2010 nicht mehr.
Unter Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner war der Anteil 2015 auf 6,1 Prozent gesunken, und im aktuell dritten Regierungsjahr von Präsident Mauricio Macri wieder angestiegen. „2018 hat ein starker Anstieg der Lebensmittelknappheit stattgefunden, der sich vor allem aus der Verschlechterung der Situation von Haushalten unterer sozialer Schichten in den Vororten von Buenos Aires und anderen Großstadtregionen erklärt“, so der Direktor vom UCA-Institut für Sozialforschung Agustín Salvia.
Grund für den Hunger ist die aktuelle Wirtschaftskrise mit Rekord-Preisanstiegen von 47,7 Prozent in 2018, so viel wie seit 27 Jahren nicht mehr. Damit liegt die Inflation in Argentinien im Lateinamerika-Vergleich auf Platz 2 nach Venezuela. Auch die ungleiche Verteilung der Nahrungsmittel und ihrer Produktion ist eine Ursache, kritisiert Carlos Achetoni vom Verband mittlerer Bauern die „Konzentration des Reichtums“ in Argentinien. Die Nahrungsmittel-Notlage hat derweil zur Gründung neuer Zentren für Armenspeisung im ganzen Land geführt, betrieben von der Katholischen Kirche und Sozialvereinen. (bb)