Journalisten in Haiti demonstrieren für entführten Kollegen
In Haiti sind am Mittwoch (Ortszeit) Dutzende Journalisten auf die Straße gegangen, um die Freilassung des entführten Reporters Jean Thony Lorthe zu fordern. Der Journalist wurde Anfang Februar von einer der zahlreichen bewaffneten Banden des Landes in Port-au-Prince verschleppt. Die Geiselnehmer fordern nun umgerechnet etwa 200.000 Euro Lösegeld, wie es hieß.
Der Protestmarsch führte nach einem Bericht der Interamerikanischen Pressegesellschaft SIP unter anderem am Sitz der Ministerien für Kultur und Kommunikation sowie für Justiz und öffentliche Sicherheit vorbei, wo die Medienvertreter das "mitschuldige Schweigen" der Behörden angesichts der Unsicherheit im Land anprangerten. Die Demonstration endete vor dem Sitz des Senders Radio Vision 2000, für den Lorthe arbeitet.
Journalisten in Haiti wurden in den letzten Wochen immer wieder Ziel von Attacken der bewaffneten Banden. Allein im vergangenen Jahr wurden demnach neun Medienvertreter getötet.
Haiti wird seit Monaten von politischer Instabilität und Unruhen erschüttert. Insbesondere in der Hauptstadt Port-au-Prince toben schwere Kämpfe zwischen den rivalisierenden Banden. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass 60 Prozent des Stadtgebietes von bewaffneten Banden kontrolliert werden. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den letzten Jahren zudem von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, hinzu kommt aktuell eine Cholera-Welle, die seit Ausbruch im Oktober Hunderte Tote gefordert hat.