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Haiti – karibische Armenrepublik ohne Aussicht auf Besserung

Armut, Bandengewalt, Naturkatastrophen, unfähige und korrupte Regierungen, wirtschaftliche Krise – und jetzt auch noch die Corona-Pandemie. Haiti steht wieder einmal am Abgrund. Wie fast eigentlich immer.

Corail Cesselesse, ein Armenviertel im Norden von Port au Prince. Die Siedlung entstand nach dem Erdbeben vom Januar 2010. Foto: Steffen/Adveniat

Wenn man von einem Land ohne Hoffnung spricht in Lateinamerika, dann fällt einem als erstes Haiti ein. Die karibische Krisenrepublik, 2010 von einem verheerenden Erdbeben mit rund 200.000 Toten getroffen, kommt trotz oder gerade wegen jahrzehntelanger massiver internationaler Hilfe nicht auf die Füße. Armut, Bandengewalt, Naturkatastrophen, unfähige und korrupte Regierungen, wirtschaftliche Krise – und jetzt auch noch die Corona-Pandemie. Haiti steht wieder einmal am Abgrund. Wie fast eigentlich immer. Das Land, das sich die Insel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, ist das ärmste der westlichen Hemisphäre. 60 Prozent der gut elf Millionen Einwohner leben in Armut. 

Bandenkriminalität 

In diesem Jahr terrorisieren vor allem Banden mit Entführungen und territorialen Konflikten die Bewohner der Millionenhauptstadt Port-au-Prince. Die eskalierende Gewalt der Milizen habe im Juni schon mehr als 5000 Menschen in die Flucht geschlagen, warnte die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha). Hunderte Wohnhäuser und kleine Geschäfte sind demnach in Brand geraten. Port-au-Prince und ganz Haiti rutschen anscheinend in eine derartige Clangewalt, dass die Zustände in dem Inselstaat bald dem Beispiel des afrikanischen Somalias und der Hauptstadt Mogadischu während der 1990er-Jahren gleichen, als praktisch Milizen das Land beherrschten und unter sich aufgeteilt hatten. Von Januar bis Juni fielen laut der Vereinten Nationen in Haiti 159 Menschen der Bandengewalt zum Opfer. Die Nichtregierungsorganisation „Défenseurs Plus“ zählt sogar 400 Tote.

Hungernde Kinder
 
Vor einigen Wochen hatte zudem das UN-Kinderhilfswerk UNICEF davor gewarnt, dass dieses Jahr mehr Haitianer und vor allem haitianische Kinder von Hungersnot betroffen sein könnten. Mehr als 86.000 Kinder unter fünf Jahren – doppelt so viel wie im Vorjahr – seien von ernsthafter Unterernährung bedroht. Insgesamt laufen 4,4 Millionen Haitianer Gefahr, in so genannte Nahrungsunsicherheit zu fallen. 

Corona-Welle 

Zu allem Überfluss wird das Land in diesem Sommer auch noch von einer ersten wirklich harten Welle der Corona-Pandemie befallen. Offiziell hat es in Haiti lediglich rund 16.000 Infektionen und 342 Tote gegeben (Stand: 10. Juni), aber die Hospitäler im ganzen Land klagen über volle Stationen und weisen mehr und mehr Patienten ab. Präsident Jovenel Moïse, warnte am Dienstag: „Die Situation ist Ernst. Mehr denn je müssen wir mit Umsicht und Gemeinsinn handeln“. Der umstrittene Präsident verlängerte den Gesundheitsnotstand und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre.  

Proteste
 
Seit mehr als zwei Jahren legen zudem teils gewaltsame Proteste Haiti immer wieder lahm. Sie haben das Ziel, den Staatschef zu stürzen. Die Demonstranten und weite Teile der Opposition fordern den Rücktritt von Moïse, dem sie Korruption und Amtsanmaßung vorwerfen. Nach Lesart der Opposition ist sein Mandat seit dem 7. Februar bereits abgelaufen. Doch Moïse will den Präsidentenpalast partout nicht räumen. 
 
Der Bananenunternehmer plant ein Verfassungsreferendum und Wahlen im September, um erst im nächsten Jahr gehen zu müssen. Moïse wurde 2017 nur mit 18 Prozent der Wählerstimmen ins Amt gehoben. Von Anfang an war seine Regierung von Protesten begleitet. Als Moïse die Subventionen für Treibstoff strich, begannen die Proteste, die bis heute nicht enden. Dabei hat der Präsident die Subventionen längst wieder in Kraft gesetzt.

Autor: Klaus Ehringfeld

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