Zehntausende protestieren für kostenfreie Bildung
Mit Demonstrationen in Kolumbien im ganzen Land haben Studenten und Lehrer am 5. September für bessere Bildung, gegen Privatisierung und die Durchführung einer Hochschulreform mit mehr Bürgerbeteiligung auf die Straße gegangen. Laut Medienberichten kam es in insgesamt 32 Städten des Landes zu viel besuchten Kundgebungen. Insgesamt beteiligten sich über 60 öffentliche und private Universitäten an dem Protest. Allein in Medellín im Nordwesten Kolumbiens strömten mehr als 60.000 Menschen durch das Stadtzentrum, berichtet die Tageszeitung »El Espectador«. In der Hauptstadt Bogotá gingen laut Angaben der Veranstalter rund 25.000 Menschen demonstrieren.
"Die Bewegung ist ein Erfolg", erklärte Juan Sebastián López, Studentensprecher der Privatuniversität "Externado de Colombia" und Mitglied im Nationalen Studentenbündnis MANE gegenüber der Nachrichtenagentur EFE. Berichte über Gewalt am Rande der Demonstrationen würden keine vorliegen, versicherte López. Nur in Bogotá sei von Personen, die nicht zur Studentenbewegung gehören, Übergriffe auf Polizei, Geschäfte und Banken ausgegangen. Diese hätten sich aber "im Rahmen gehalten", wehrt sich der Studentenvertreter gegen Kriminalisierungsversuche.
Protestiert wird gegen mehrere Gesetzesvorhaben der Regierung. Das "Wissenschafts- und Technologiegesetz", das "System zur Bildung von Humankapital", das "Fernbildungsgesetz", ein Gesetz zur Studienkredit-Finanzierung und das "Hochschulautonomie-Gesetz" werden derzeit im Senat behandelt und stehen vor ihrer Annahme. "Diese Initiativen zeigen die Absicht der Regierung Maßnahmen zu verabschieden, die ohne Konsultation, antidemokratisch, gegen das Volk und die Nation gerichtet sind", so der Aufruf zur Demonstration auf der MANE-Webseite. Die Regierung habe weiterhin vor "die Hochschulbildung in unserem Land auf einem Weg der Privatisierung und Vermarktung zu bringen", ruft der Studentenbund zu einem friedlichen Protest auf.
Schon im vergangenen Jahr waren Studenten- und Lehrerverbände wochenlang gegen die Bildungspolitik von Präsident Manuel Santos Sturm gelaufen. Für Zündstoff hatte Gesetz Nr. 30 gesorgt, das mehr Privatisierung im kolumbianischen Bildungssystem vorsieht. Im November 2011 hatten Studenten von 32 öffentlichen Universitäten ihren Bildungsgeneralstreik, nachdem die Santos-Regierung in wichtigen Teilen nachgegeben und mehr Mitbestimmung versprochen hatte. Dieses Versprechen sehen die Studenten als nicht erfüllt. Bildungsministerin María Fernanda Campo hingegen bezeichnete die jüngsten Demonstrationen als "ungerechtfertigt". (bb)