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Kuba, USA |

"Wir sind alle Amerikaner"

Foto: Osvaldo Montero, CC BY-NC 2.0.
Foto: Osvaldo Montero, CC BY-NC 2.0.

Der historische Tag begann mit der Freilassung von politischen Gefangenen. Kuba entließ den ehemaligen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation Alan Gross in die Freiheit, die USA schickte drei Geheimdienstspitzel nach Hause, die Exilkubaner in Miami aushorchen sollten. Schon bald könnten diese Gesten als ein Startschuss für eine ganz neue Epoche der Beziehungen zwischen Kuba und den USA gelten.

Davon werden beide Seiten profitieren, denn das anachronistische US-Embargo diente Kubas kommunistischen Machthabern vor allem dazu, die eigenen Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik zu kaschieren. An der katastrophalen Versorgungslage in Kuba waren vor allem immer die anderen Schuld und natürlich vorneweg die US-Amerikaner mit ihrem verhassten Embargo.

Aber auch die USA befinden sich in Lateinamerika in einer Art Isolation. Der Rest Amerikas ist mittlerweile überwiegend links regiert. Washington hat massiv an politischem und wirtschaftlichem Einfluss verloren, China greift wichtige Rohstoffvorkommen ab. Das Ansehen der "Gringos" ist wegen zahlreicher militärischer Interventionen unter Führung der CIA in den vergangenen Jahrzehnten an einem historischen Tiefpunkt angelangt. Präsident Obama verdiene Respekt, forderte Kubas Staatschef Raul Castro in seiner TV-Ansprache an das kubanische Volk am Mittwochmittag, 17. Dezember 2014 (Ortszeit). Solche Töne gab es seit einem halben Jahrhundert nicht mehr aus der nur eine halbe Flugstunde entfernten Insel und sie werden bei den politischen Enkeln in Caracas, Quito und La Paz ihre Wirkung nicht verfehlen.

USA mit wenig Rückhalt in Lateinamerika

Im gleichen Maße wie Kuba durch befreundete Regierungen in Venezuela, Ecuador, Nicaragua und Bolivien in der Region seinen Einfluss ausbaute und festigte, verlor die USA in ihrem oft despektierlich genannten Hinterhof politische Unterstützung. Selbst die wenigen verbliebenen Verbündeten der USA in Lateinamerika wie Kolumbien oder Paraguay riefen Washington zuletzt zu einem Kurswechsel gegenüber Kuba auf. Wird sich Obamas Annährungskurs gegenüber Havanna durchsetzen, könnte das Feindbild USA schon bald an Kraft verlieren.

Kolumbiens konservativer Präsident Juan Manuel Santos kommentierte die Nachricht entsprechend euphorisch: "Das ist eine große, große Nachricht für die Region und die ganze Welt." Kuba spielt eine entscheidende Rolle bei den Friedensverhandlungen zwischen der linksgerichteten Guerilla-Organisationen FARC und der kolumbianischen Regierung, die seit zwei Jahren in Havanna stattfinden. Auch hier geht es um einen Streit zwischen links und rechts, bei dem Havanna und Washington in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle als Strippenzieher spielten.

Hoffnung auf wirtschaftliche Öffnung

Bereits im kommenden April könnte die neue diplomatische Nähe zwischen Washington und Havanna für erste handfeste Bilder der neuen politischen Nähe der Erzfeinde sorgen. Im Rahmen des Amerika-Gipfels in Panama könnten Raul Castro und Barack Obama dann auch offiziell erstmals aufeinandertreffen. Es wäre der erste Amerika-Gipfel der Geschichte an dem alle Länder, aber auch alle Ideologien der Region beteiligt werden. Obamas Floskel in seiner TV-Ansprache "Wir sind alle Amerikaner" wären dann keine leere Worte mehr.

Für Kuba kommt eine Annäherung zu den USA zur richtigen Zeit. Die Wirtschaft Venezuelas, dem wichtigsten Verbündeten und Sponsor der Karibikinsel, befindet sich im freien Fall. Trotz jahrelanger sprudelnder Ölmilliarden verstand es die sozialistische Regierung in Caracas nicht, die Wirtschaft zu modernisieren und alternative Industrien aufzubauen. Nun trifft Caracas der Ölpreisverfall mit voller Wucht. Wie lange da noch die Subventionen für Havanna möglich sind, ist fraglich. Da auch Russland angesichts der schweren Wirtschaftskrise als möglicher Sponsor ausfällt, wäre eine Öffnung der Insel in Richtung Washington ein Schritt, neue Investoren und Partner nach Kuba zu locken.

Autor: Tobias Käufer, Foto: Osvaldo Montero, CC BY-NC 2.0.

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