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Honduras |

"Wir müssen die Angst besiegen"

Ungewöhnlich deutlich redeten honduranische Kirchenvertreter vor den Wahlen am Sonntag, 24. November (Ortszeit), ihren Landsleuten ins Gewissen. "Gebt eure Stimme nicht den Lügnern und Korrupten", rief Vikar Carlos Rubio am Sonntag in der Hauptstadtkathedrale von Tegucigalpa die Honduraner zu einem gewissenhaften Votum auf. "Wir erlauben nicht, dass die Lüge und die Lügner den Sieg davontragen, nicht die Demagogen, die die Politik pervertieren, und nicht die Ehrgeizlinge und Hochmütigen."

Auch Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (70) rief mit Blick auf die ausufernde Gewalt im Land zu einer hohen Wahlbeteiligung auf: "Wir müssen die Angst besiegen und mit Freude an den Wahlen teilnehmen - dann wird der Gewinner Honduras heißen", zitiert das Onlinemedium "Proceso Digital" den Hauptstadt-Erzbischof.

Laut jüngsten Umfragen gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Kandidaten der regierenden Nationalpartei, Juan Orlando Hernandez, und Xiomara Castro, Ehefrau des 2009 gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya, die für das Linksbündnis Libre antritt. Allerdings veröffentlicht jede Partei eigene Umfragen, die jeweils die eigene politische Richtung im Vorteil sehen. Castro will ein "sozialistisches Honduras". Sie kann auf internationale Unterstützung der amtierenden Staatspräsidenten aus Ecuador und Bolivien, Rafael Correa und Evo Morales, bauen.

Narben des Staatsstreiches von 2009 nicht verheilt

Zur Wahl steht auch eine Abrechnung mit der Vergangenheit. Bis heute sind die Wunden des international verurteilten Staatsstreichs von 2009 nicht vernarbt. Damals wurde Manuel Zelaya - wegen geplanter Verfassungsänderungen zu seinen Gunsten - von den politischen Institutionen auch aus den eigenen Reihen entmachtet und außer Landes geflogen. Seine Frau Xiomara Castro soll, so die Sicht ihrer Anhänger, die Dinge wieder ins Lot bringen. Bis heute pflegt Zelaya sein Image als Opfer eines politischen Komplotts.

Dass Kardinal Rodriguez in der aufgeheizten Atmosphäre damals dazu aufrief, auch Korruption und Menschenrechtsverletzungen in der rund vierjährigen Regierungszeit Zelayas nicht zu vergessen, brachte ihm im linken Lager den Ruf eines "Putsch-Kardinals" ein, der die Streitkräfte unterstütze - ein deutlicher Verweis auf die Rolle vieler lateinamerikanischer Bischöfe in der Ära der Militärdiktaturen. Doch ebenso scharf kritisierte der Erzbischof von Tegucigalpa in der Folge auch die katastrophalen Zustände der Nachfolgerregierung von Porfirio Lobo Sosa, dem es nicht gelang, Gewalt und Korruption zu stoppen. Bis heute gibt es in den beiden wichtigen Lagern in Honduras völlig unterschiedliche Ansichten über die Vorfälle von 2009.

Dass die Narben dieses Schicksalsjahres noch nicht verheilt sind, zeigen auch die Szenen des letzten Wahlkampfwochenendes: In der Hauptstadt Tegucigalpa griffen laut einem Bericht der Tageszeitung "La Prensa" gewaltbereite Anhänger des Linksbündnisses Libre einen Bus mit Anhängern der Nationalpartei an. Bilder zeigen Libre-Aktivisten mit Steinen und Stöcken vor dem Bus.

Viel Armut, Gewalt und eine prekäre Menschenrechtslage

Honduras zählt zu den ärmsten und gefährlichsten Staaten der Welt. Seit Jahren leidet das mittelamerikanische Land unter den Auseinandersetzungen zwischen Drogengangs. Laut der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik CEPAL leben fast 70 Prozent der Bevölkerung in Armut. Die Lage der Menschenrechte in Honduras nannte "Amnesty International" im Wahlkampf "entsetzlich". Die Organisation nahm alle Präsidentschaftskandidaten in die Pflicht, in diesem Bereich für Verbesserungen zu sorgen.

Außer einem neuen Präsidenten stehen am Sonntag auch 128 Abgeordnete des Nationalkongresses zur Wahl. Auf sie wartet eine Menge Arbeit.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Der honduranische Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga hat die Bürgerinnen und Bürger zur Wahlbeteiligung aufgerufen. Foto: Adveniat.

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