Windböen vernichteten halbe Milliarde Amazonasbäume
Ein drei Tage andauernder Wirbelsturm hat im Jahre 2005 gut 500 Millionen Bäume in der Amazonasregion zerstört. Dies ergab eine nun veröffentlichte Studie US-amerikanischer und brasilianischer Forscher. Das Horrorszenario könnte nach Ansicht der Wissenschaftler ein Vorbote für die zukünftigen, durch den Klimawandel verursachten Zerstörungen sein.
Die ungewöhnlich starken Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 145 km/h bildeten sich am 16. Januar 2005 über dem bolivianischen Urwald und zogen in nordöstlicher Richtung über den Amazonaswald in Richtung der brasilianischen Küstenstadt Belem weiter. Mit sich brachten sie ungewöhnlich starke Regenfälle, die in drei Tagen eine Schneise der Zerstörung hinter sich ließen, der Menschen in den Amazonasstädten Manaus, Santarem und Manacapuru zum Opfer fielen.
Laut der in der Wissenschaftszeitung "Geophysical Research Letters" veröffentlichten Studie, an der neben Wissenschaftlern der Tulane University aus New Orleans auch brasilianische Wissenschaftler des Inpa-Instituts und der Universität Unesp beteiligt waren, könnten derartige Stürme die Vorboten eines zerstörerischen Zyklus sein: durch die ansteigenden Temperaturen in der Region würden solche Stürme immer häufiger ausgelöst. Die hierbei zerstörten Bäume setzen eine hohe Menge an CO2 frei. Dadurch erhöht sich die Durchschnittstemperatur in der Region weiter, was zu weiteren vernichtenden Stürmen führt.
Normalweise durchziehen Stürme von der Atlantikküste her landeinwärts die Amazonasregion, so Robinson Negron-Juarez von der Tulane University. Stürme die jedoch über dem Urwald selbst entstehen und danach das gesamte Amazonasbecken durchziehen seien äußerst selten und bisher nicht wissenschaftlich untersucht, so der Wissenschaftler.
Anlass der Studie waren die ungewöhnlich großen Waldzerstörungen die im Laufe des Jahres 2005 in der Amazonasregion festgestellt wurden. Ursprünglich hatte man diese der außergewöhnlichen Dürrewelle zugeschrieben die in jenem Jahr selbst riesige Urwaldflüsse austrocknen ließ. Da sich die Zerstörungen jedoch auch auf nicht von der Dürre betroffene Regionen erstreckte, wurde diese These später wieder verworfen.
Die Wissenschaftler hatten ihre Untersuchungen auf die Region rund um die Stadt Manaus konzentriert. Dort seien durch den Sturm gut 0,2% aller Bäume vernichtet worden. Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen wurden danach auch Zerstörungen in anderen Regionen entdeckt, die zusammengenommen eine 1,000 km lange und bis zu 200 km breite Schneise quer durch den Urwald bilden. Geschätzt wird, dass zwischen 441 und 663 Millionen Bäume vernichtet wurden. In den am stärksten betroffenen Regionen seien bis zu 80% des Baumbestandes vernichtet worden.
Hochrechnungen ergaben, dass gut 9,000 Quadratkilometer Urwald dem Sturm zum Opfer fielen, was der Fläche der Karibikinsel Jamaika entspricht. Damit wurden in der Amazonasregion durch den dreitägigen Sturm mehr Bäume vernichtet als innerhalb
des gesamten Jahres 2009 durch von Menschenhand betriebene Abholzungen. In den letzten Jahren wurde laut Regierungsangaben die Abholzung in der Amazonasregion von 27,700 Quadratkilometer (2004) auf 7,000 Quadratkilometer in 2009 verringert.
Autor: Thomas Milz