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Weltfrauentag: Gleichberechtigung oft nur auf dem Papier

Mit ihrer Cuñapé-Bäckerei am Río Piraí ernährt diese Mutter von fünf Kindern aus Santa Cruz de la Sierra in Bolivien die ganze Familie. Foto: Eliana Campos Zapata
Mit ihrer Cuñapé-Bäckerei am Río Piraí ernährt diese Mutter von fünf Kindern aus Santa Cruz de la Sierra in Bolivien die ganze Familie. Foto: Eliana Campos Zapata

Der Aufruf der Indigenen-Frauenkonferenz in Peru, die nur wenige Tage vor dem diesjährigen Weltfrauentag in Lima zu Ende gegangen ist, ließ keine Fragen offen.

Vertreterinnen indigener Völker aus über zwanzig Ländern erklärten auf einem Vorbereitungstreffen zur UN-Weltfrauenkonferenz "Peking20+" vom 9. März bis 20. März, dass die anhaltende Benachteiligung vor Gerichten, um sich vor Gewalt, Menschenhandel, Vertreibung, sexuellem Missbrauch und Benachteiligung zu schützen, eine ernste Gefahr für die Rechte Hunderttausender von Frauen bedeute. Der mangelnde Zugang zur Justiz sei "eine strukturelle und institutionalisierte Gewalt durch den Staat", erklärte Tania Pariona von der peruanischen Organisation jugendlicher Indigener. Jede Dritte indigene Frau in Peru und Ecuador (38 Prozent) würde Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt, so das Beobachtungszentrum für Geschlechtergleichheit der UN-Wirtschaftskomission für Lateinamerika und Karibik (CEPAL).

Kein Mangel an Frauenrechts-Abkommen

Dabei sind die Rechte der Frauen auf dem Papier als Bestandteil der Menschenrechte seit langem fixiert. So lobt die Frauenorganisation UN Women, dass alle Länder in Lateinamerika und der Karibik "für die Rechte der Frau wichtige Verpflichtungen eingegangen sind". Alle haben die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau unterzeichnet (CEDAW). Diese im Dezember 1979 von der UN-Generalsversammlung in New York verabschiedete Konvention wurde bis heute von der großen Mehrheit der Staatenwelt ratifiziert.

Geschütztes Gut: Gleichberechtigung von Mann und Frau

Artikel 1 beschreibt deutlich, was als Diskriminierung verstanden werden muss: "Jede mit dem Geschlecht begründete Unterscheidung, Ausschließung oder Beschränkung, die zur Folge oder zum Ziel hat, dass die auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau gegründete Anerkennung, Inanspruchnahme oder Ausübung der Menschenrechte und Grundfreiheiten durch die Frau - ungeachtet ihres Familienstands - im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, staatsbürgerlichen oder jedem sonstigen Bereich beeinträchtigt oder vereitelt wird." Auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1994 wurde die "Peking-Aktionsplattform" ins Leben, um die Gleichberechtigung von Frauen in allen Gesellschaftsbereichen zu erreichen.

Klagen sind möglich

Dazu sind 14 lateinamerikanische Länder dem Fakultativprotokoll von 1999 beigetreten. Dadurch werden konkret Verfahren festgelegt, durch die Frauen oder Gruppen nationale Rechtsverletzungen der UN-Frauenrechtskonvention direkt an das zuständige Komitee berichten können. 23 Experten aus aller Welt überwachen die Einhaltung der Frauenrechte-Konvention, es erscheinen regelmäßig Berichte zum Stand der Frauenrechte. Auch auf regionaler Ebene wurden die Rechte der Frauen festgeschrieben, in der Konvention von Belém do Pará 1994. Mittlerweile wurden viele Verfassungen auf den Stand der Zeit gebracht und durch Frauenrechte ergänzt.

Ausbeutung von Frauen einträglicher als Drogenbusiness

Doch bleibt die Wirklichkeit vieler Frauen von schreiender Ungerechtigkeit geprägt. Einer neuen Studie der mexikanischen Wissenschaftlerin Francesca Gargallo Celentani zufolge verdienen weibliche Angestellte in Lateinamerika 40 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Zum Vergleich: In Finnland liegt die "Gender Pay Gap" bei sieben Prozent. In Deutschland verharrt der "Verdienstabstand" konstant hoch bei 22 Prozent. Handel mit weiblichen Arbeitskräften sei zu einem Geschäft gewachsen, das höhere Profite bringe als das Drogengeschäft, warnt die Feministin vor dem alarmierenden Anstieg von Menschenhandel auf dem Kontinent. Dass die Schere zwischen Arm und Reich zwischen Rio Grande und Feuerland besonders weit auseinander klafft ist altbekannt. Unter den 15 ungleichsten Gesellschaften der Welt finden sich zehn aus Lateinamerika. Besonders hart sind die Frauen betroffen. Und so bleibt Armut vor allem Frauenleid: weiblich, indigen, afro-amerikanisch, Mutter und vom Land.

Autor: Benjamin Beutler

Mehr zum Thema "Frauenrechte" und zur "Rolle der Frau in Lateinamerika" im Interview mit Adveniat-Referentin Monika Lauer Perez. Außerdem drei Adveniat-Beispielprojekte, die Frauen stark machen. Alle Infos hier: http://www.adveniat.de/service/aktuelle-nachrichten/frauen-stark-machen.htmlFrauen stark machen

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