Wahlbehörde ordnet Neuauszählung der Stimmen an
Auf Antrag des Präsidentschaftskandidaten der linken „Partei der Demokratischen Revolution“ (PRD), Andrés Manuel López Obrador, hat die mexikanische Wahlbehörde IFE die Neuauszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen angeordnet. Die Behörde reagierte damit auf einen diesbezüglichen Antrag Obradors vom gestrigen Dienstag. Laut IFE sollen nun 54,4 Prozent der Stimmen für die Präsidentschaftswahlen neu ausgezählt werden. Zudem werden auch mehr als 60 Prozent der Voten für die Senatorenposten und 60,3 Prozent der Stimmen zu Abgeordnetenwahlen erneut gezählt.
López Obrador war laut der ersten Auszählung bei den Wahlen vom vergangenen Sonntag mit 31,6 Prozent auf dem zweiten Platz hinter dem Kandidaten der „Partei der Institutionalisierten Revolution“ (PRI), Enrique Peña Nieto, gelandet. Der PRI-Kandidat hatte 38,2 Prozent der Stimmen erhalten.
Knappe Ergebnisse erneut geprüft
Nachgezählt werden soll jetzt in all jenen Wahlbezirken, wo der Unterschied zwischen Erst- und Zweitplatziertem kleiner als ein Prozentpunkt war. Das Ergebnis werde auch dort neu überprüft, wo die Zahl der ungültigen Stimmen größer war als die Zahl der Stimmen zwischen Erst- und Zweitplatziertem, heißt es in lokalen Presseberichten.
Vertreter der PRI reagierten gelassen auf diese Nachricht: „Wenn sie noch einmal zählen, werden wir wieder gewinnen“, erklärte der Koordinator der Wahlkampagne der ehemaligen Staatspartei PRI, Luis Videgaray. Der Zweitplatzierte hatte moniert, dass es in 113.000 der insgesamt 143.000 Wahlbezirke zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. „Für das Wohl der Demokratie und des Staates sollten die Stimmen vollständig neu ausgezählt werden“, hatte López Obrador gegenüber der Presse erklärt.
Parallelen zur Wahl 2006
Der PRD-Kandidat und frühere Bürgermeister von Mexiko-Stadt hatte bereits bei der vergangenen Präsidentschaftswahl kandidiert und auch damals das Ergebnis nicht anerkannt. Im Jahr 2006 war er laut Wahlergebnis mit nur einem Prozentpunkt dem noch amtierenden Präsidenten Felipe Calderón (PAN) um lediglich einen Prozentpunkt unterlegen gewesen.
Damals hatte er erfolglos eine Neuauszählung gefordert, seine Anhänger waren monatelang für den PRD-Kandidaten auf die Straße gegangen. Die Wahlgesetze waren daraufhin geändert worden, so dass eine Neuauszählung nun möglich ist. Die Überprüfung der Wahlstimmen soll bis zum 6. September abgeschlossen sein. (bh)