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Venezuela blickt auf Franziskus

María Corina Machado, ehemalige Abgeordnete, und Lilian Tintori, Ehefrau des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López, bei einer Kundgebung und Demonstration im Februar 2015. Foto: Carlos Díaz, CC BY 2.0
María Corina Machado, ehemalige Abgeordnete, und Lilian Tintori, Ehefrau des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López, bei einer Kundgebung und Demonstration im Februar 2015. Foto: Carlos Díaz, CC BY 2.0

Papst Franziskus hat am Wochenende volles Programm. Nach seiner Tagesreise nach Sarajevo am Samstag erwartet er am Sonntag unter anderen Venezuelas Präsident Nicolas Maduro.

Der Zeitpunkt könnte nicht brisanter sein: In dem südamerikanischen Land befindet sich seit Tagen eine Gruppe prominenter inhaftierter Oppositionspolitiker im Hungerstreik. Deren Führungsfiguren Leopoldo Lopez und Daniel Ceballos wollen vom staatlichen Wahlrat ein verbindliches Datum für die Parlamentswahlen erzwingen - von denen sich das Oppositionsbündnis Umfragen zufolge erstmals seit dem Siegeszug der Sozialisten 1999 eine Mehrheit erhoffen darf.

Doch der Wahlrat, dem die Opposition schon Manipulation der letzten Urnengänge vorwirft, hat bislang noch nicht entschieden. Der Hungerstreik mobilisiert inzwischen weite Teile der Opposition. In der vergangenen Woche kamen in mehreren Städten Tausende Menschen zusammen, um ihre Solidarität mit den Häftlingen auszudrücken. Lopez' Mutter schnitt sich aus Protest publikumswirksam die Haare ab. Weitere Frauen folgten ihrem Beispiel.

Bei Ausschreitungen im Rahmen von Massenprotesten im Februar 2014 gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung sowie die hohe Kriminalitätsrate in Venezuela starben 43 Menschen, viele von ihnen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen durch Polizeigewalt. Die Regierung macht dagegen die Opposition für die Eskalation verantwortlich und ließ zahlreiche Oppositionspolitiker und Demonstrationsteilnehmer verhaften. Darunter war auch Leopoldo Lopez.

Kirche fordert medizinische Versorgung für Hungerstreikende

Wie es Lopez und Ceballos wirklich geht, ist unklar. Die katholischen Bischöfe des Landes forderten die Regierung auf, eine Delegation des Internationalen Roten Kreuzes zu den Gefangenen zu lassen, um eine unabhängige Einschätzung zu bekommen. Ceballos' Ehefrau Patricia Gutierrez, Bürgermeisterin der Oppositionshochburg San Cristobal, erklärte am Donnerstag (Ortszeit), sie sei in großer Sorge wegen des angeschlagenen Gesundheitszustands ihres Mannes, der seit 13 Tagen die Nahrungsaufnahme verweigert. Die Regierung lasse ihm keinerlei medizinische Hilfe zukommen. Lopez' Gattin Lilian Tintori rief für Samstag zu einer Mahnwache in einer Kirche auf, um die Aufmerksamkeit des Papstes auf die Situation in Venezuela zu lenken.

Kardinal Jorge Urosa Savino von Caracas sagte, er bedauere den Hungerstreik. Einerseits sei er eine bemerkenswerte Geste der Opferbereitschaft der Häftlinge; andererseits bestehe große Gefahr für deren Gesundheit. Er empfahl einen Abbruch der Aktion.

Die Opposition versucht, Papst Franziskus als Vermittler in der politischen Krise zu gewinnen. Der bei den Präsidentschaftswahlen 2013 - nach offiziellen Angaben - hauchdünn unterlegene Oppositionskandidat Henrique Capriles schrieb Franziskus einen Brief, in dem er über die katastrophale Versorgungslage im Land berichtete. In Venezuela stürben viele Menschen, weil es schlicht nicht genügend Medikamente gebe, so der Gouverneur von Miranda.

Hilferufe an den Papst

Auch Kolumbiens früherer Staatspräsident Andres Pastrana, der zuletzt venezolanische Oppositionspolitiker besuchte, wandte sich mit der Bitte an den Papst, sich für das Leben der politischen Gefangenen einzusetzen. Derweil macht Maduro kolumbianische Migranten für den Notstand in Venezuela verantwortlich. Kolumbien exportiere seine Armut, sagte er am Donnerstag. Allein 2014 seien von dort 160.000 Flüchtlinge nach Venezuela gekommen.

Zuletzt gab es Spannungen zwischen beiden Ländern, weil das sozialistische Nachbarland vermehrt Migranten aus Kolumbien ohne gültige Dokumente abschob. Dabei sei es zu schweren Menschenrechtsverletzungen gekommen, berichteten betroffene Kolumbianer. Die Regierung in Caracas weist diese Darstellung zurück.

Wenige Tage vor dem Treffen mit Maduro hatte Franziskus, selbst Lateinamerikaner, den venezolanischen Erzbischof Roberto Lückert Leon empfangen. Der Oberhirte von Coro erklärte via Twitter, der Papst sei sehr besorgt wegen der Menschenrechtslage in Venezuela. Solange es politische Gefangene in dem Land gebe, werde Franziskus nicht dorthin reisen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer, Foto: Carlos Díaz, CC BY 2.0

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