Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Peru |

Ungeklärtes Fischsterben am Unterlauf des Urubamba

Ein Bericht aus Kirgueti von Pater David Martínez de Aguirre, dem Pfarrer der dortigen Gemeinde.

In der Nacht des 8. Oktober erreichte mich eine alarmierende Nachricht aus dem Distrikt Sepahua (Departement Ucayali): Eine große Zahl toter Fische treibe den Fluss hinunter. Ähnliches sei einem der Lehrer im etwa 850 Einwohner zählenden Ort Kirigueti ebenfalls zu Ohren gekommen.

Besonderen Anlass zur Besorgnis gibt dies allerdings im Zusammenhang mit den Ereignissen der vorherigen Tage: Am 6. Oktober kreisten bei Einbruch der Dunkelheit mehrere Hubschrauber über dem Dorf. Sie überflogen nach sieben Uhr abends den Ort, was eine ausgesprochen ungewöhnliche Zeit ist. Bauern, die Felder in der Nähe besitzen erklärten, die Helikopter wären sogar vier Mal in der Nähe des Wasserreservoirs Pagoreni Oueste gelandet.

Fischsterben in der Nähe der Basis von Petrobras

Tags darauf berichten mir Bewohner aus Kirigueti, Arbeiter der Erdölfirma Pluspetrol hätten gesagt, es handele sich um eine Simulationsübung für ein Unglück. Doch darüber werden zuvor immer alle informiert. Dies bleibt eine seltsame „Verkettung“ von Ereignissen.

Nahe der Stelle, wo die toten Fische zuerst auftauchten, soll die Leitung Flow Line Mipaya-Pagoreni verlaufen. Dort haben vor etwa einem Monat Bauarbeiten begonnen. Ob ein Zusammenhang mit dem Fischsterben besteht, ist jedoch unklar. Ganz in der Nähe befindet sich zudem auch Peruanita, die Basis eines weiteren Unternehmens: Petrobras.

Bei einer Reise von Timpía nach Kirigueti am 9. Oktober konnte ich mir selbst ein Bild von der Situation machen. Einige Kilometer flussabwärts der Operationsbasis von Petrobras (Peruanita), nahe dem Gut Oropel, fanden wir eine hunderte Zahl toter und vor sich hin faulender Truthahngeier am Ufer. An den Stränden anderer Orte, wie Kirigueti und Mipaya, lagen zahlreiche tote Fische. Hinzu kommen die eingangs erwähnten Berichte aus Sepahua.

Unternehmen macht Indigene verantwortlich

Was sich zugetragen hat, ist bisher völlig unklar. Es kursieren drei Versionen: Die Einwohner von Kirigueti erklärten mir gegenüber, das Erdölunternehmen beschuldige die indigenen Bewohner, mit dem Pflanzengift Barbaso oberhalb von Oropel Fischfang betrieben und damit das Fischsterben verursacht zu haben. Eine andere Version besagt, dass am 5. Oktober ein Schiff von Pluspetrol mit Ladung Leck geschlagen sei. Dabei seien Chemikalien ausgetreten und hätten die Schäden verursacht. Wieder andere vermuten schlichtweg ein Leck an einer ölleitung oder eine nicht weiter bekannte Operation der Erdölunternehmen als Ursache.

Die indigenen Matsigue-Bewohner weisen die Version des Unternehmens entschieden zurück und bezeichnen es als Missbrauch und Ablenkungsmanöver. Die Ältesten versicherten, dass sie ein derartiges Fischsterben noch nie gesehen hätten. Werde mit Barbasco gefischt, so würde das Sterben zudem noch anhalten. Außerdem würde das Gift niemals so eine große Anzahl Fische und Vögel töten, so die Matsigue.

Umwelt-Monitoring von Erdölkonzernen finanziert

Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass es zwar zwei Monitoring-Pläne für den Erhalt der Umwelt gibt, diese sind allerdings von PMAC (Pluspetrol) und EMAC (Repsol) finanziert. Mir ist nicht bekannt, ob Petrobras über einen ebensolchen Plan verfügt. Allerdings erscheint es uns Bewohnern unhaltbar, dass die Kontrolle über Umweltschäden von den Unternehmen selbst bezahlt wird.

Beim letzten Besuch des zuständigen Bürgermeisters von Echarete in Bajo Urubamba wurde vorgeschlagen, dass der Bezirk Echarete selbst das Monitoring übernehmen und aus dem eigenen Haushalt finanzieren solle, um eine unabhängige Überprüfung zu gewährleisten. Doch bis dato ist nichts geschehen.

Im Jahr 2005 wurde den Bewohnern Elektrizität und sogar ein Labor zur Untersuchung der Wasserqualität und der Fauna und Flora versprochen. Geschehen ist nichts. Geld ist vorhanden. Wir wissen, dass es an politischem Willen mangelt. Aber müssen die Bewohner erst wieder zu organisierten Protestaktionen greifen, damit es vorangeht?

Einwohner ohne Handhabe

Die Unruhe unter den Bewohnern ist groß. Uns fehlen die geeigneten Mittel, um selbst herauszufinden, was geschehen ist. Zudem fehlt ein unabhängiges Monitoring. Weder die Bezirksbehörden, noch die Provinzbehörden, Regionalbehörden oder Gesundheitsbehörden kümmern sich um diese Angelegenheit.

Autor: Pfarrer Martínez de Aguirre in Servindi; Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz