Umweltamt rügt deutsches Stahlwerk
Das Umweltamt des Bundesstaates Rio de Janeiro hat am Sonnabend den Ausbau-Stopp für das Stahlwerk »Compamhia Siderúrgica do Atlántico« (CSA) angeordnet, da der deutsche Stahlriese ThyssenKrupp sich weiter nicht an brasilianische Umweltstandards halte. Dies berichten lokale Medien unter Bezugnahme auf die Internetseite der Bundesbehörde. Die Unternehmensleitung habe einen Monat Zeit, um ein Abkühlbecken für Stahl unter freiem Himmel abzudecken, da sonst eine Gefahr für Mensch und Natur der nahegelegenen Ortschaft Santa Cruz darstelle. Bis zur Erfüllung der Auflage müsse der Bau eines dritten Kohlehochofen unterbrochen werden.
Wie die Tageszeitung Estado de São Paulo berichtete hatte der Umweltminister von Rio de Janeiro Carlos Minc vergangene Woche »krasse Fehler« im CSA-Stahlwerk beklagt. Die größte Gefahr gehe vom Staub aus, der sich im Umfeld der Industrieanlage auf ganze Ortschaften legt. Anwohner hatten wiederholt über Atembeschwerden und Hautprobleme berichtet. ThyssenKrupp hatte diese Beschwerden mehrfach mit den Hinweis von sich gewiesen, es handele sich beim Staub nur um ungefährliches Graphit.
Wegen Anwohnerproteste gegen das umstrittene Megaprojekt hatte Bundespräsident Wulff zuletzt einen geplanten Besuch der Anlage im Rahmen seiner Lateinamerikareise Anfang Mai kurzfristig abgesagt. Das Stahlwerk ist auf eine Jahresproduktion von fünf Millionen Tonnen Walzstahl ausgelegt, das für die Automobilindustrie nach USA und Europa exportiert wird. ThyssenKrupp betreibt die Anlage gemeinsam mit der weltweit zweitgrößten Bergbaufirma Vale aus Brasilien, die beim JointVenture Anteilseignerin ist.
Der brasilianische Soziologe Sérgio Dominguez kritisiert die Haltung der internationalen Multis, wohinter die Absicht der Verlagerung von Umweltschäden stehe. »Warum darf die Weltbank Unternehmen nicht dazu anhalten, verschmutzende Industrien in weniger entwickelten Ländern anzusiedeln«, erinnert Dominguez an eine Aussage von Ex-Weltbank-Chef Lawrence Summers. (bb)