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Bolivien, Peru |

Titicaca-See unter Druck

Klimawandel, Bergbau und Abwasser von über zwei Millionen Menschen — das sind die Hauptgefahren für den Titicaca-See. Angesichts dieser Risiken für Mensch und Natur haben die Stiftung »Global Nature Fund« (GNF) mit Sitz am Bodensee und die Initiative »Living Lakes« aus den USA den höchstgelegenden schiffbaren See der Welt in Bolivien und Peru zum »Bedrohten See des Jahres 2012« erklärt. Pünktlich zum diesjährigen »Welttag der Feuchtgebiete« lud die peruanische Umweltorganisation CEDAS Anfang des Monats zu einer Pressekonferenz ein. Aus insgesamt 180 bedrohten Seen weltweit hatten GNF und »Living Lakes« den Vorschlag der Peruaner ausgewählt.

Grüne Pest vor Puno

Im Rathaus der peruanischen Stadt Puno, die sich mit ihren 120.000 Einwohnern zwischen zwei Hügeln an das karge Titicaca-Ufer schmiegt, sprach CEDAS-Chef Alberto Lescano Rivera über die wichtigsten Umwelt-Bedrohungen für den See. Rund zwei Prozent des Seewassers seien bereits verschmutzt, erklärte Rivera. Der Rest aber sei noch sauber, so die beruhigende Nachricht. Was es künftig zu verhindern gilt, ist vor Punos eigener Haustür zu sehen. Die Abwasser von Haushalten und Fabriken werden in den nördlichen Teil des Titicaca geleitet, nur 20 Prozent vorher in aeroben Abwasserteichen gereinigt, bei denen Verunreinigungen durch Mikroorganismen in Verbindung mit Sauerstoff abgebaut werden. Der so rasant gestiegene Nährstoffgehalt hat der Puno-Bucht eine grüne Wasserlinsen-Pest beschert, die langen Wurzeln der Entengrütze ergründen am Seeboden einen wahren Gaumenschmauss.

Artenvielfalt in Gefahr

Dass der Titicaca-See ein Gewässer der Extreme ist, wusste schon der Meeresforscher Jacques-Yves Costeau. Anfang der 70er tauchte der Franzose durch den heiligen Inka-See. Dabei beschrieb der Tiefsee-Pionier auch den Titicaca-Frosch, der mit einem Kilogramm Gewicht zu einer der größten seiner Art zählt. Heute ist der seltene Riesenfrosch vom Aussterben bedroht. 3,6 Kilometer über Null und mit 8.300 Quadratkilometern ist der größte Süßwassersee des Kontinents Lebensgrundlage für zwei Millionen Peruaner und Bolivianer im Altiplano-Andenhochland. Dreizehn Mal so groß wie der Bodensee stellt der Titicaca eine unverzichtbare Ressource für Trinkwasser, Fischfang, Land- und Viehwirtschaft, Tourismus, Industrie und Energiegewinnung dar.

Klimawandel stört Wasserzuflüsse

Doch der Druck auf das Gewässer wächst. Abnehmende Wasserqualität, weniger Fischvorkommen, angegriffene Artenvielfalt und der fragliche Zustand der Ufer und angrenzenden Felder und Viehweiden waren mit ausschlaggebend dafür, dass der Schutz des Titicaca-Sees von nun an stärker ins Licht der öffentlichkeit gerückt werden soll. Zweifelsohne geht die größte Gefahr für Mensch und Natur vom Klimawandel aus, so die Umweltorganisationen. Folgen von Erderwärmung und abschmelzenden Andengletschern sind ein stetiger Rückgang der Wassermenge und ein anhaltender Anstieg der Wassertemperatur. Da infolge dessen die Fischbestände schrumpfen, steigen die Fischer auf den Anbau von Kartoffeln, Gerste, Mais, Quinoa und Viehzucht um, was das Gewässer weiter angreift.

Mit Kooperation für mehr Umweltschutz

Langsam scheint auch die Politik zu reagieren. Ein Abkommen, das Anfang Februar zwischen den Anrainer-Departamentos La Paz und Puno unterzeichnet wurde, soll neben dem Bau von Straßen und Brücken auch den Umweltschutz verzahnen. So sind auf beiden Seiten neue Kläranlagen geplant. Auch aus dem Ausland kommt Hilfe. Südkorea etwa stellte Peru jüngst eine Summe von 300 Millionen US-Dollar für den See-Schutz zur Verfügung, Titicaca als »strategisches Trinkwasser-Reservoir« müsse bewahrt werden, begründen sie ihr Engagement.

Autor: Benjamin Beutler

 

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