"The Revenant"-Regisseur Iñárritu hält nichts von Rache
Alejandro González Iñárritu (52), mexikanischer Regisseur, wünscht sich in der Gesellschaft mehr Mut zur Vergebung. "Es ist das Bestreben nach Rache, das uns in den Abgrund reißt", sagte Iñárritu der "Zeit" am Donnerstag, 7. Januar 2016. "Bisher konnten wir diese Kettenreaktion des Wahnsinns nicht durchbrechen."
Starbesetzung aus Hollywood
Soeben ist Iñárritu neuester Film "The Revenant - Der Rückkehrer" in den deutschen Kinos angelaufen. Der Film spielt im Wilden Westen des beginnenden 19. Jahrhunderts und schildert das Schicksal von Trapper Hugh Glass, in Inarritus Film verkörpert durch Hollywoodstar Leonardo di Caprio. Der durch einen Bärenangriff schwer verletzte Glass sinnt auf Vergeltung, weil ihn seine Gefährten in der Einsamkeit zurückließen, lernt aber zugleich einen Menschen kennen, der ihn von seinen düsteren Gedanken abzubringen versucht.
Reflektierte Rache
Er habe mit "The Revenant" zeigen wollen, dass es sich lohne, "das Konzept der Rache zu reflektieren", erläuterte Iñárritu. Das gelte gerade für die Krisen der Gegenwart. "Wie viele Palästinenser, Israelis, Syrer haben ihre Söhne oder Töchter verloren?" Um den Teufelskreis aus Gewalt zu durchbrechen, brauche es allerdings die Bereitschaft, die Ursachen von Gewalt zu verstehen. "Ohne Verständnis gibt es kein Vergeben und keine Liebe, übrigens auch keine christliche Nächstenliebe."
Nächstenliebe lernen
Für seine beiden Kinder wünsche er sich, "dass sie begreifen, wie sehr Verstehen und Vergeben einander bedingen", sagte Iñárritu. Das aber werde den meisten Heranwachsenden viel zu selten vermittelt, beklagte der Regisseur. "Sie lernen in der Schule, wie sie Geld machen können und dass Zeit Geld ist, sie lernen Mathe, Sport und Computertechnik, im Kindergarten lernen sie, zu essen und zu kacken, sich den Po abzuwischen, aber sie lernen keine Nächstenliebe."
Rächer auf Zeit
Er selbst versuche, seine Rachegefühle im Zaum zu halten. Das gelinge meist. Im Straßenverkehr von Mexiko City, "wenn mir ein Typ rücksichtslos den Weg abschneidet", werde er mitunter allen guten Vorsätzen zum Trotz dennoch zum Rächer, bekannte Iñárritu. "Aber nur im Geiste und nur für eine Sekunde."
Quelle: KNA