Studentenproteste in Valparaíso
Die Studentenproteste in Chile reißen nicht ab. Auch am Mittwoch sind wieder mehrere tausend Menschen auf die Straße gegangen, um für ein kostenfreies und leistungsfähiges Bildungssystem zu demonstrieren. Bei dem Protestzug durch Valparaíso, Sitz des Nationalkongresses, war es zu heftigen Zusammenstößen zwischen den Bildungsprotestlern und Polizeieinheiten gekommen, so lokale Medien.
Laut Angaben der Veranstalter waren über 30.000 Demonstranten gegen das Bildungsreform-Projekt der Regierung von Sebastián Piñera in die 287.000-Einwohner-Stadt gekommen. Die Hafenstadt gilt als kulturelle Hauptstadt des Landes. Die Polizei sprach hingegen von 6.000 Demonstranten. Mit Tränengas und Wasserwerfern gingen die Sicherheitskräfte gegen die Studenten im Stadtzentrum vor und verhinderten deren Aufmarsch vor dem Kongressgebäude.
Die Piñera-Regierung sieht einen Anstieg des Bildungshaushaltes um 7,2 Prozent auf rund elf Milliarden US-Dollar vor. Chiles Bildungssystem gilt als das am meisten privatisierte der Welt und gilt als Multiplikator sozialer Ungleichheit, deren Wert zu den höchsten in ganz Lateinamerika gehört. Unter der Pinochet-Diktatur wurde das öffentliche Bildungsbudget halbiert. Nur 40 Prozent der Grundschüler besuchen öffentliche Schulen ohne Schulgeld.
Auf Universitätsebene besteht die Möglichkeit kostenlosen Zugangs nicht. Zur Finanzierung des Studiums ist die Aufnahme von Studienkrediten nötig. Viele Familien verschulden sich für die Bildung ihrer Kinder. Vor allem Chiles Mittelschicht-Familien sind von der Verschuldung betroffen, die Studenten-Bewegung kann auf die Unterstützung dieser Bevölkerungsschicht zählen. (bb)