Studenten wollen mit der Regierung verhandeln
Nach einem mehr als zehnstündigen Verhandlungsmarathon am vergangenen Dienstag haben die 36 Studentenverbände der Confech dem Gesprächsangebot der Regierung zugestimmt. Zuvor hatte die Regierung bei den Vorbedingungen für die Gesprächsaufnahme Zugeständnisse gemacht, berichtet die Agentur Telesur.
Unabhängig von einem möglichen Gesprächsbeginn am heutigen Donnerstag wollen die Studenten ihre Proteste unvermindert fortsetzen. Auch für den 29. September hat die Confech zu landesweiten Kundgebungen aufgerufen. „Die Demonstrationen sind unser Druckmittel, um die Unterstützung durch die Bürger zu verdeutlichen, den Rückhalt der Mehrheit", erklärte die Sprecherin der Confech, Camila Vallejo.
Gedämpfte Erwartungen
Jüngste Meinungsumfragen hatten ergeben, dass nur noch 22 Prozent der Wahlberechtigten die Politik von Präsident Piñera gutheißen, während 89 Prozent die Forderungen der Studenten unterstützen. Die Regierung hatte nach den letzten Demonstrationen mit mehr als 100.000 Teilnehmenden eingelenkt und angeboten, den Verhandlungszeitraum für Gesetzesprojekte der Bildungspolitik zu verlängern und das Ende des Schuljahres bzw. des Semesters zu ändern.
Vallejo äußerte sich skeptisch angesichts der Gesprächsaufnahme, weil auch die Regierung Bedingungen gestellt hatte, die von den Protestierenden abgelehnt werden. Dazu gehört die Wiederaufnahme des Universitäts- und Schulbetriebs. Wie die Nachrichtenagentur Púlsar berichtet, machte die Sprecherin, den Beginn des zweiten Semesters von „konkreten Fortschritten“ in den Verhandlungen abhängig. Über die Wiederaufnahme solle zudem jede Universität selbst entscheiden können. Strittig ist weiterhin die Forderung der Protestierenden nach mehr Transparenz bei der Erarbeitung eines neuen Gesetzes über die Mittelverteilung im Staatshaushalt.
Schüler beenden Hungerstreik
Vier Schüler des Lyzeums "Darío Salas“ entschieden sich angesichts der Entwicklungen, ihren bereits 71 Tage andauernden Hungerstreik zu beenden. Zuvor war ihnen zugesichert worden, dass die Versammlung der Sekundärschüler mit am Verhandlungstisch der Regierung sitzen werde, erklärte Maura Roque, die an dem Hungerstreik teilgenommen hatte.
Die chilenischen Studenten- und Schülerproteste dauern bereits fast fünf Monate. Eine der zentralen Forderungen ist ein grundlegender Wandel des Bildungssystems. (bh)