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Costa Rica |

Stimme für die Indigenen: Perez Esquivel

Es geht um Ungerechtigkeit und Armut: Friedensnobelpreisträger Adolfo Maria Perez Esquivel (81) hat sich in diesen Tagen ein genaues Bild von der Lebensrealität der indigenen Bevölkerung in Costa Rica gemacht. Das kleine Land, gern auch als die Schweiz Mittelamerikas bezeichnet, gilt in der ansonsten bettelarmen Region als vergleichsweise wohlhabend. Und doch kommt von der wirtschaftlichen Entwicklung bei den Nachfahren der Ureinwohner wenig an.

Genau das aber mahnt der Argentinier Perez Esquivel an. Die Rechte der Indigenen müssten dringend in einem Gesetz festgeschrieben werden. Bislang aber fehle der "politische Wille", kritisierte der Bildhauer, Architekt und Bürgerrechtler in einer ersten Zwischenbilanz am Wochenende. Die Verzögerung sei hausgemacht, wirft Perez Esquivel den Politikern vor: "Das sieht man daran, wie schnell Gesetze verabschiedet werden können, wenn es die Beteiligten wirklich wollen - etwa bei einem Freihandelsabkommen."

Das Wort des Friedensnobelpreisträgers von 1980 hat Gewicht in Lateinamerika. Und so hoffen die derzeit rund 100.000 Indigenen, die im wesentlichen auf acht große Stämme in Costa Rica verteilt sind, auf eine nachhaltige Wirkung des Besuches. Eingeladen hatten die Nationale Front der Indigenen Völker (FRENAPI) und das Nationale Komitee zur Unterstützung der indigenen Autonomie. Perez Esquivel kam als Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation Serpaj-AL (Dienst für Frieden und Gerechtigkeit in Lateinamerika).

Berichte über Probleme in Costa Rica gab es zuletzt immer wieder. Als mehr als 300 indigene Kinder 2012 von der Drogenmafia in der Region Alto Telire der Zugang zu staatlichen Bildungseinrichtungen verwehrt wurde, fand das auch Niederschlag in internationalen Medien. Lehrer informierten Bildungsminister Leonardo Garnier bei einem Besuch vor Ort über die unhaltbaren Zustände. Betroffen waren unter anderen die indigenen Stämme Katsi, Sepecue, San Jose Cabecar und Suretka.

Die Lehrer berichteten über Repressalien der Mafia, die zudem mit den lokalen Polizeibehörden zusammenarbeiteten. Viele Schulen seien geschlossen, weil die bedrohten Pädagogen aus Angst nicht mehr zum Unterricht erschienen. Nach Einschätzung der Lehrer wollte die Mafia bewusst indigene Familien von Bildungseinrichtungen fernhalten, damit sie keine andere Alternative haben, als als ungelernte Arbeiter auf Drogenplantagen zu arbeiten. Guillermo Rodriguez, Bildungsberater für indigene Gemeinden, erklärte, Indigenen bleibe oft keine andere Möglichkeit, als für die Mafia zu arbeiten. Das Grundproblem dahinter sei, "dass der Staat seine Souveränität in der Region verloren hat und sie dringend zurückgewinnen muss".

Ähnliche Sorgen bekam Perez Esquivel in Salitre im Süden Costa Ricas zu hören. Dort traf sich der prominente Besucher persönlich beim Stamm der Bribri mit sieben Vertretern der wichtigsten acht indigenen Völker, um sich vor Ort zu informieren. Die Klagen der Gesprächsrunde: Das Land werde illegal besetzt und verkauft; es fehle an Investitionen und rechtlichem Beistand durch die Behörden. Vor allem aber bedrohten Abholzung und Pflanzenschutzmittel die Lebensräume der Ureinwohner.

Ein ersten Teilerfolg konnte der Besuch schon erzielen, denn nun ist das Thema auch in der Politik angekommen. Costa Rica liege bei der Erfüllung seiner eigenen Zielvorgaben zurück, räumte die Ombudsfrau des Landes Ofelia Taitelbaum öffentlich ein. Es gebe zwar Fortschritte bei Bildung, Wohnungsbau und Gesundheitswesen; doch seien die Projekte meist isoliert. Es fehle an einer nachhaltigen Politik, die die Rechte der indigenen Bevölkerung respektiere.

Quelle: Tobias Käufer, KNA

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