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Honduras |

Steuermann der Kurienreform - Kardinal Rodriguez

Ein Papst aus Lateinamerika - darauf hatten viele Menschen lange gewartet. Sie hatten freilich zumeist andere Kandidaten auf dem Zettel als den argentinischen Jesuiten Jorge Mario Bergoglio. Einer von diesen war Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras.

Der 70-jährige Ordensmann der Salesianer Don Boscos galt, ebenso wie Franziskus, eher 2005, aber auch 2013 als papsttauglich, nicht zuletzt wegen seiner vatikanischen Spitzenposition als Präsident von Caritas Internationalis. Das neue Kirchenoberhaupt Franziskus hielt jedoch für seinen Vertrauten schon bald eine andere anspruchs- wie ehrenvolle Aufgabe bereit: Rodriguez steht der Kardinalskommission vor, die im Auftrag des Papstes seit einigen Monaten Vorschläge für eine Reform der römische Kurie ausgearbeitet hat. Zu den acht Purpurträgern aus der Weltkirche gehört auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Am 1. Oktober tritt die Gruppe erstmals offiziell in Rom zusammen.

Der so freundliche wie charismatische Kardinal aus dem bettelarmen Honduras stammt aus der Hauptstadt Tegucigalpa; er ist schon seit 20 Jahren Erzbischof in seiner Heimatstadt. Seine Bildungsbiografie weist ihn als Mann mit weitem Horizont aus: Nach seiner Schulzeit studierte er schon als junger Ordensmann Theologie (Doktorat in Moraltheologie), Klavier und Komposition, Physik, Mathematik, Chemie, Philosophie und Psychologie in Tegucigalpa, Rom und Innsbruck. In Tirol erwarb der polyglotte Rodriguez ein Diplom in klinischer Psychologie und Psychotherapie; weiter ist er Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Verhaltenstherapie.

Schirmherr der Erlassjahr-Kampagne

Im Oktober 1978 wurde Rodriguez Weihbischof in Tegucigalpa, 1993 Erzbischof und drei Jahre später Vorsitzender der Honduranischen Bischofskonferenz. Von 1995 bis 1999 stand er dem Lateinamerikanischen Bischofsrat (CELAM) vor. Auch in Deutschland ist Rodriguez gut bekannt, etwa als Schirmherr der sogenannten Erlassjahr-Kampagne beim G8-Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln. Seit 2007 war Rodriguez Präsident von Caritas Internationalis. Als Mitglied der Kleruskongregation, im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, im Medienrat und der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission ist Rodriguez in der Kurie und in der Weltkirche bestens vernetzt.

Politisch geschadet hat dem Kardinal der Sturz des linksgerichteten honduranischen Staatspräsidenten Manuel Zelaya Ende Juni 2009. Anhänger Zelayas verurteilten Absetzung durch die Armee als Putsch, Gegner nannten sie als verfassungskonform. Rodriguez brandmarkte die weltweiten Proteste gegen Zelayas Amtsenthebung als einseitig und warb für einen differenzierte Betrachtung der politischen Krise. Er verwies auf die Fragwürdigkeit der von Zelaya geplanten Verfassungsänderungen und verlangte Untersuchungen wegen Korruption. Zugleich verurteilte er die Art des Vorgehens der Armee. Diese Haltung brachte ihm den Schmähnamen eines "Putsch-Kardinals" ein. Vor allem für linke Gruppierungen wurde aus einem Hoffnungsträger ein medialer Sündenbock, der in der labilen mittelamerikanischen Republik gar Morddrohungen erhielt.

Scharfer Globalisierungskritiker

Als Präsident von Caritas Internationalis ist Rodriguez Schirmherr einer weltweiten katholischen Entschuldungskampagne zugunsten armer Länder. Als scharfer Kritiker der Auswirkungen der Globalisierung steht der Salesianer inhaltlich ausgerechnet jenem politischen Lager nahe, aus dem Pfeile gegen ihn abgeschossen werden. Hunger wurzele nicht in einem Mangel an Ressourcen, sondern im "Fehlen gerechter Verteilungsmechanismen und Strukturen", betont er stets.

Auch Rodriguez´ Anstöße zu einer Reform der Kurie könnten für manche im Vatikan unbequeme Botschaften enthalten. Allerdings ist davon auszugehen, dass in den Vorschlägen jener Kommission vieles von dem sichtbar werden wird, was man gemeinhin als "Programm des Pontifikates" bezeichnet.

Autoren: Tobias Käufer, Alexander Brüggemann

Quelle: KNA

Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa, beim Interkontinentalen Symposium zu christlichen Basisgemeinden im Januar 2013 in Tübingen. Foto: Adveniat.

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