Sonntagsfrage sieht Humala vor Keiko.
Seit dem Osterwochenende ist in Peru wieder Wahlkampf. Knapp sechs Wochen fehlen bis zur entscheidenden Stichwahl am 5. Juni. Rund zwei Wochen nach dem ersten Wahlgang sieht eine überregionale Sonntags-Umfrage Ollanta Humala, den Sieger des ersten Wahlgangs, deutlich vor der zweitplatzierten Keiko Fujimori. 42 Prozent der Befragten würden für den Linksnationalisten des Parteienbündnisses »Gana Perú« (GP) stimmen, die Tochter des Ex-Diktators Alberto Fujimori von »Fuerza 2011« kommt auf 36 Prozent.
Auch wenn das Meinungsbild des Umfrageinstituts »Ipsos Apoyo« nur eine Momentaufnahme ist, die Stimmung neigt sich derzeit eindeutig zugunsten des GP-Kandidaten. »Humala hat in den kommenden Wochen eindeutig mehr Chancen auf Stimmenzuwachs«, erklärt der Soziologe Nelson Manrique die gestiegenen Wahlchancen von Humala. Habe der 48-jährige Exoberstleutnant bisher traditionell in den unteren Einkommensschichten hohe Zustimmungsraten zwischen 47 bis 43 Prozent, so scheinen in der Stichwahl nun auch Akademiker, Angestellte und Unternehmer die Scheu vor dem Linkspolitiker abzulegen, so Manrique und verweist auf eine Verdoppelung der Stimmen in der Ober- und Mittelschicht.
Beiden Kandidaten haftet ihre politische Vergangenheit an. »Ich bin nicht Alberto Fujimori«, sagte die Diktatoren-Tochter zu Wochenbeginn und räumte »Fehler« der »autoritären« Fujimori-Herrschaft (1990-2000) ein. Sie weichte allerdings nicht von dem Urteil ab, ihr Vater habe »die beste Regierung der Geschichte« geführt. »Wenn es ein Modell gibt, dem es zu folgen gilt, dann dem von Lula«, distanzierte sich Humala in einer Talkshow von Venezuelas Präsident Hugo Chávez.
Chávez-Kritiker und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa kündigte an, im zweiten Wahlgang für Humala zu votieren, auch wenn dieser kein »überzeugter Liberaler« sei. Noch vor kurzem hatte Llosa, der 1990 Gegenkandidat von Alberto Fujimori war, Humala und Keiko als Wahl zwischen »Pest und Cholera« bezeichnet. (bb)