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Peru |

Schmelzende Gletscher und undichte Rohre

Im Wasserpark von Lima vergessen peruanische Familien, dass sie in einer Wüstenstadt leben. Patschnass hüpfen Kinder zwischen verborgenen Wasserstrahlern herum, während ihre Eltern bunt bestrahlte Fontänen bestaunen, die im Takt von Wiener-Walzer-Klängen in die Luft schießen. In dem von der Stadt Lima geführten Park gibt es Wasser in Hülle und Fülle. Eine Tatsache, von der Christian Leon vom Forschungsprojekt "Lima-Water" wenig begeistert ist. "Hier wird ein falsches Zeichen gesetzt, als ob man in Lima mit Wasser verschwenderisch umgehen könnte", kritisiert er. Denn Wasser ist hier knapp.

Die peruanische Hauptstadt liegt inmitten der Wüste, die sich die gesamte Pazifikküste entlangzieht. Hier regnet es so gut wie nie. Jeder Streifen Gras muss künstlich bewässert werden. Das Wasser für die acht Millionen Bewohner kommt aus den Anden. Und es könnte schon bald noch knapper werden. Lima ist eine jener Großstädte, die den Klimawandel stark zu spüren bekommen wird.

Wasser eine knappe Ressource

Trotzdem müsse man nicht gleich seine Koffer packen und vor künftigen Wasserkriegen fliehen, sagt Christian Leon. Der Agraringenieur koordiniert in Lima für die Universität Stuttgart ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum nachhaltigen Wassermanagement unter Berücksichtigung des Klimawandels.

Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium mit drei Millionen Euro unterstützt und soll Szenarien des künftigen Wassermanagements in der Megastadt modellieren. Und die sind keineswegs nur von der Natur vorgegeben. Zwar sind die Tropengletscher Perus infolge der Erderwärmung in nur acht Jahren um knapp 22 Prozent geschmolzen. Das bedeutet aber nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht, dass der Wassermangel unausweichlich ist. Denn wie Behörden und Bewohner sich auf die knapper werdende Ressource einstellen, entscheidet darüber, ob Wasser zum Konfliktherd wird oder nicht. Kein Wasser aus den Anden, unvorbereitete Wasserbehörden und eine Bevölkerung, die immer noch ihren Rasen mit Trinkwasser sprengt: So sähe das schlimmste aller Szenarien aus.

Undichte Rohre und niedriger Wasserpreis

Eine Ahnung davon haben die Bewohner Limas vor sieben Jahren bekommen, als in den Anden kaum Regen fiel und Trinkwasser aus anderen Landesteilen beschafft werden musste. Wenn es in den Bergen nicht regnet, kommt nicht nur kein Wasser aus dem Hahn - auch die Lichter gehen aus. 70 Prozent des peruanischen Stroms wird von Wasserkraftwerken produziert. Im Gegensatz zum ausbleibenden Regen hat die Gletscherschmelze nur wenig Einfluss auf den Wasserhaushalt der Hauptstadt.

Von weitaus größerer Bedeutung für die Wasserversorgung wäre den Wissenschaftlern zufolge die hydrologische Untersuchung der Grundwasserspeicher und die Reparatur undichter Rohrleitungen, in denen rund 30 Prozent des gesamten Wassers versickert. Aber wer entscheidet, ob Rohre repariert werden? Und wer kann durchsetzen, dass der Wasserpreis von momentan rund 65 Cent pro Kubikmeter angehoben wird? Hier ist die Politik gefordert.

Von den Inkas lernen

Die alten Inka wussten, wie man Wasser für Dürrezeiten aufsparen kann. Noch heute werden in einigen Bergdörfern gemeinsam Kanäle ausgehoben, damit das wenige Regenwasser besser im Boden gehalten werden kann. Die heutige Bevölkerung Limas aber weiß kaum noch von diesem traditionellen Umgang mit einer knappen Ressource. Dabei ist gerade die Kultur der Bewohner im Umgang mit Wasser entscheidend dafür, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Stadt haben wird.

"Statt immer nur daran zu denken, wo man mehr Wasser herbekommt, kann man auch vom Bedarf her denken: wie kann ich weniger Wasser verbrauchen?", sagt der Deutsch-Peruaner Christian Leon. Denn das Idealszenario der Wissenschaftler - der Klimawandel bringt wider Erwarten mehr Wasser nach Lima, und die Menschen gehen achtsam mit der Ressource um - wird wohl ein Gedankenspiel bleiben, genauso wie hoffentlich das Katastrophenszenario.

Quelle: Hildegard Willer, KNA

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