Scharfe Angriffe zum Auftakt
Attacken statt Konzepte: Nur zwei Tage nach der offiziellen Trauerfeier für den in der vergangenen Woche verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez haben sich die beiden aussichtsreichsten Kontrahenten der anstehenden Präsidentschaftswahl am 14. April einen denkwürdigen Wahlkampfauftakt geliefert. „Sie haben Angst die Macht zu verlieren, sie sind krank vor Macht", sagte Oppositionsführer Henrique Capriles in einer emotionalen Ansprache in der er seine Kandidatur für den Urnengang am 14. April ankündigte: „Nicolas (Maduro), ich werde den Weg für Dich nicht freimachen. Ich werde mit meinen Händen um jede Stimme für Venezuela kämpfen. Nicolas ist nicht Chávez."
Capriles erhob schwere Vorwürfe gegen das Regierungslager: Nicolas Maduro hätte trotz besseren Wissens um des Gesundheitszustandes des Präsidenten mit den Hoffnungen von Millionen Venezolaner gespielt und das Volk seit zwei Monaten wissentlich belogen. Sein Gegenkandidat instrumentalisiere den toten Körper von Chávez für Wahlkampfzwecke: „Sie haben eiskalt kalkuliert. Wer weiß denn wann Chávez gestorben ist", zweifelte Capriles die offizielle Version an. Auf diese Weise hätten die Sozialisten einen Zeitvorsprung erhalten. Dem vor wenigen Tagen als Präsidenten vereidigte Maduro warf er Verfassungsbruch vor, denn laut Konstitution hätte eigentlich der Parlamentspräsident vereidigt werden müssen.
"Sie wissen nicht mit wem sie sich anlegen"
Den Frontalangriff wollte der Kandidat der regierenden Sozialisten nicht unwidersprochen stehen lassen. Nur Minuten nach der Erklärung Capriles ließ sich Maduro auf alle venezolanischen Bildschirme schalten. „Sie werden niemals wieder in diesem Leben die politische Macht in diesem Land übernehmen, das haben wir vor Chávez geschworen", rief Maduro, der anfangs unsicher wirkte und einen Teil des Textes offenbar vom Teleprompter ablas. Capriles würde mit seinen Äußerungen Gewalt provozieren, die „Soldaten des Volkes" würden darauf die richtige Antwort geben. „Sie haben den größten Fehler ihrer Geschichte gemacht. Sie wissen nicht mit wem sie sich anlegen", rief der sichtlich wütende Maduro, der seinen Kontrahenten nicht namentlich erwähnte, sondern nur vom „miserablen Wahlverlierer" des letzten Urnenganges im Oktober sprach.
Der offizielle Wahlkampf beginnt eigentlich erst im April, doch schon jetzt präsentieren sich die beiden Kandidaten täglich mit Pressekonferenzen und öffentlichen Reden. Für Nicolas Maduro ist es der erste Wahlkampf als Spitzenkandidat, Capriles hatte im Oktober 2012 zwar mit knapp 45 Prozent das bislang beste Ergebnis eines Gegenkandidaten in der Ära Hugo Chávez erzielt, aber die Wahl dennoch klar verloren. Die beiden weiteren Führungsfiguren der venezolanischen Sozialisten, Außenminister Elías Jaua wie auch Parlamentspräsident Diosdado Cabello waren bei den Regionalwahlen 2012 und 2008 im Bundestaat Miranda jeweils gegen Capriles unterlegen. Die ersten Wahlumfragen in Venezuela rechnen mit einem klaren Sieg Maduros über Capriles.
Text: Tobias Käufer