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Mexiko, USA |

Riesiges Baby-Foto am Grenzzaun rührt Mexiko und die USA

Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA in der Nähe von Ciudad Juarez. Foto: Adveniat/Schmidt
Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA in der Nähe von Ciudad Juarez. Foto: Adveniat/Schmidt

Der mexikanische Ort Tecate liegt direkt an der Grenze zu Kalifornien. Getrennt durch einen meterhohen Metallzaun, der - ginge es nach Donald Trump - irgendwann einmal von einer Mauer ersetzt werden könnte. Eine schwer erträgliche Vorstellung für die 68.000 Einwohner des Grenzstädtchens.

Dank der Installation eines anonymen Künstlers aus Frankreich mit dem Kürzel JR haben die Mauerpläne nun ein bisschen von ihrem Schrecken verloren. JR stellte gleich hinter dem Zaun das überlebensgroße Bild eines mexikanischen Babys auf. Je nach Blickwinkel sieht es von US-amerikanischer Seite so aus, als krabbelte Baby Kikito jeden Moment über den trennenden Zaun. Seine Hände scheinen bereits die Zaunkrone zu umgreifen.

JR hatte Kikitos Familie zufällig kennengelernt. Mutter Lizy Higareda (24) bedient in einer Wirtschaft, um den kargen Fabrik-Lohn ihres Mannes und die Rente ihres Vaters aufzubessern. Sie erlaubte dem Künstler, ihren Kleinen zu fotografieren. Aus dem Porträt schuf JR ein monumentales Foto, das er auf die scharfen Spitzen des Riesenzauns montierte. Zu sehen ist jetzt ein kleiner Junge, der mit neugierigem Blick Richtung Norden schaut. Ganz spielerisch und ohne Sehnsucht, einfach nur interessiert. Beim Betrachten verschieben sich die Maßstäbe. Der kleine Kikito lässt den riesenhaften Zaun plötzlich als Miniatur-Hindernis erscheinen. Überwindbar eben.

Illegale Grenzübertritte werden weniger

Die Besucher sind fasziniert, die Medien interessiert. Und in Tecate regt sich Selbstbewusstsein. Ja, sagt Kikitos Mutter, "nach Hawaii oder ins Disneyland" würde sie schon gerne mal fahren. Aber "unser Leben ist hier in Tecate und es ist ein gutes und friedliches Leben". Es geht ihr wie vielen Mexikanern, die schon vor Trump in Scharen aus den USA in ihre Heimat zurückkehrten. Kikitos Großvater, ein pensionierter Schullehrer, sagt stolz, auf dieser Seite der Grenze gebe es "Freiheit und Arbeit". Die Zahl der illegalen Grenzübertritte Richtung USA fielen bereits unter Präsident Barack Obama auf einen historischen Tiefstand. 2016 fingen die US-Grenzpatrouillen bei Tecate ganze 80 Mexikaner ab.

Auch die inzwischen niedrige Geburtenrate der Mexikaner, die früher einmal zu den höchsten der Welt gehörte, macht den Zug gen Norden weniger wahrscheinlich. Kikito soll, so der innigste Wunsch seiner Mutter, niemals gezwungen sein, Tecate zu verlassen. Der Ort sei einfach zauberhaft, schwärmt sie. Kein Wunder, gehört das Städtchen doch zu den sogenannten "Pueblos Magicos", die für ihre natürliche Schönheit sowie ihre historische und kulturelle Bedeutung bekannt sind.

Kann Kunst die Welt verändern?

Dank des riesigen Bildes von Baby Kikito hat die Grenzstadt noch an Anziehungskraft gewonnen. JR hat auf seinem Instagram-Profil einen Google-Maps-Pin installiert, über den bereits rund eine Million Menschen den Jungen auf der Mauer gefunden haben. Und zwar von beiden Seiten. Schon jetzt hat es JR mit seinem Kunstwerk geschafft, das von Trump propagierte Mexikaner-Bild der "Bad Hombres", der schlechten Kerle, ins Wanken zu bringen. Mexiko, so das Gegenbild, schickt nicht Kriminelle und potenzielle Vergewaltiger, sondern trägt das freundliche Gesicht eines friedlichen Kleinkinds.

Ein Betrachter vergleicht Kikito mit einem "kleinen Engel", der über den Zaun etwas hinüber in die Vereinigten Staaten flüstert. Etwas über den Optimismus der Latinos, die noch in diese Richtung ziehen. Diese Interpretation liefert zugleich einen Teil der Antwort auf die Frage, die als Titel auf dem Buch steht, das JR der Mutter des Babys beim Kennenlernen geschenkt hatte: "Can Art Change the World?" - Kann Kunst die Welt verändern? Für viele Menschen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA steht nun fest: Sie kann.

Quelle: KNA, Autor: Bernd Tenhage

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