Religionsfreiheit mit Schönheitsfehlern
Der UN-Sonderbotschafter für Religion und Glauben, Heiner Bielefeldt, zeigte sich nach seinem Besuch in Paraguay sehr zufrieden mit der Situation im Land. „Im allgemeinen haben mich die hohe religiöse Toleranz in der Gesellschaft und die von der Regierung formulierten Gesetze und Politiken sehr beeindruckt“, so Bielefeldt. Die Gesellschaft sei "pluralistisch und tolerant".
Zugang zu Bildung muss besser werden
Bielefeld weilte vom 23. bis zum 30. März in Paraguay, um sich über die Situation bezüglich Religions- und Glaubensfragen zu informieren. Während dieser Zeit war er mit Religionsvertretern, Regierungsmitgliedern, Indigenen und Organisationen der Zivilgesellschaft zusammengekommen. Alle Teilnehmer hätten darin übereingestimmt, dass die Gesellschaft als tolerant anzusehen sei, so der UN-Botschafter.
Strittig seien jedoch Punkte wie das Recht auf Zugang zu Informationen über reproduktive Gesundheit und Sexualität. Kritisiert wurde zudem Ungleichheit beim Zugang zum Bildungssystem. So erhalte die katholische Universität staatliche Unterstützung, während die private evangelische Universität keine Staatsgelder bekomme, monierten evangelische Vertreter gegenüber Bielefeldt.
Religionsfreiheit für Indigene
Die geringe Präsenz staatlicher Institutionen und die gesellschaftliche Ungleichheit führe dazu, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen strukturell besonders gefährdet von möglichen Menschenrechtsverletzungen - und auch Verletzungen der religiösen Rechte seien, erklärte der UN-Vertreter mit Blick auf die Situation in der Region des Chaco.
Bielefeldt bestätigte Verbesserungen in Bezug auf den Respekt vor den religiösen Rechten der Indigenen, erklärte jedoch, dass diese noch immer durch missionarische Tätigkeiten verletzt würden. „Die erhaltenen Informationen belegen, dass der Zwang zu religiösen Praktiken und religiöser Doktrin nicht nur der Vergangenheit angehört sondern bis heute fortbesteht", konstatierte der Sonderbotschafter. Bei den Diskussionen wurden auch die Anstrengungen der katholischen Kirche hervorgehoben, das kulturelle, sprachliche und geistige Erbe der Indigenen zu bewahren.
Den endgültigen Bericht wird Bielefeldt im März 2012 in Genf vorstellen. (bh)
Quelle: Adital