Räumung von Haftanstalt in Hauptstadt
Venezuelas Behörden haben am Wochenende die Räumung und endgültige Schließung eines maroden Hauptstadt-Gefängnisses bekannt gegeben, das in der Vergangenheit wiederholt Schauplatz bewaffneter Aufstände geworden war. Laut Angaben des zuständigen Ministeriums für Haftanstalten seien insgesamt 1693 Insassen des »Hauses für Wiedererziehung und Kunsthandwerk« im westlichen Stadtteil El Paraíso in andere Gefängnisse verlegt worden.
»Das ist ein Ort, der für die Bevölkerung von Caracas befreit wurde«, erklärte Ministerin Iris Varela das Gebiet um »La Planta«, so die umgangssprachliche Bezeichnung für das Gefängnis, zur sicheren Zone. Mehr als drei Wochen hatten Insassen unter Führung von zwei Bandenchefs das Haftanstalt teilweise in ihrer Gewalt gehabt und in der näheren Umgebung für Angst und Schrecken gesorgt, wobei es auch zu Massenausbrüchen gekommen war.
Ende letzter Woche hatten die stadtbekannten Kriminellen Robert Suárez alias »El Chingo« und Sergio Guarimán alias »El Pastor Sergio« ihren Widerstand gegen die Ordnungskräfte aufgegeben, nachdem die Nationalpolizei (GNB) per SMS die Stürmung der Räumlichkeiten angedroht hatte, so Berichte lokaler Medien. Bei einer anschließenden Razzia wurde eine Granate zur kontrollierten Explosion gebracht. Gefunden wurden zudem Waffen, Munition und Lebensmittellager, so der öffentliche Nachrichtensender teleSUR.
Entgegen anderslautender Medienberichte über Gewaltexzesse der GNB seien im Gefängnisinneren keine Spuren eines Polizei-Massakers ausfindig gemacht worden, so Venezuelas Behörden. »Ich bin erleichtert, sogar die Insassen haben auf Video festgehalten, dass es weder Tote noch Verletzte gibt, anderenfalls hätte ich dafür die Verantwortung übernommen«, erklärte Ministerin Varela. Unterfinanzierung, Überbelegung und Bandenrivalitäten sorgen in Lateinamerikas Haftanstalten regelmäßig für gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Insassen und Sicherheitskräften. (bb)