Prozess gegen Ex-Diktator Ríos Montt ausgesetzt
Die Neuauflage des Völkermordprozesses gegen den früheren Diktator Guatemalas, Efrain Rios Montt, ist am Montag, 11. Januar 2016, am ersten Tag ausgesetzt worden. Das Gericht in Guatemala-Stadt begründete laut der Tageszeitung "La Hora" die Entscheidung mit vier Beschwerden von beteiligten Anwälten, die zunächst geprüft werden müssten. Rios Montt selbst musste aus gesundheitlichen Gründen an der für Montag angesetzten Anhörung nicht teilnehmen. Ärzte bescheinigen dem inzwischen 89-Jährigen eine Demenzerkrankung.
Militärische Machtergreifung
Durch einen Militärputsch kam Rios Montt 1982 an die Macht. In seiner nur 15 Monate dauernden Amtszeit übte der General eine Schreckensherrschaft aus und erwarb sich den Beinamen "Schlächter der Indios". Einem UN-Bericht zufolge machten seine Schergen 448 Dörfer dem Erdboden gleich.
In einem ersten Prozess 2013 wurde Rios Montt wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt. Er soll unter anderem für den Mord an 1.771 Indios verantwortlich sein. Doch das Verfassungsgericht hob das Urteil später wegen angeblicher Verfahrensfehler wieder auf. Den Anwälten Rios Montts gelang es bislang, ein neues Verfahren zu verhindern.
Mord an Indigenen
Rios Montt, als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert, kämpfte mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Gruppen. Weil er die Maya beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, wurden Tausende Indigene getötet. Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Gemeinschaft war Rios Montt aktiv. Seine Diktatur wurde von rivalisierenden Militärs abgelöst.
Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Während der 36 Jahre bis zu einem Friedensschluss im Dezember 1996 kamen Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen gewaltsam ums Leben. 83 Prozent davon waren Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.
Quelle: KNA, Foto: jacobo mogollon/ CC BY-SA 2.0