Proteste gegen Privatunis
Rund 8000 Studenten sind am Donnerstag im Stadtzentrum der chilenischen Hauptstadt Santiago gegen das System der Privatuniversitäten auf die Straße gegangen. Aufgerufen zu der Protestaktion hatte der »Studentenbund Chiles« (CONFECH), um für eine Anhebung der öffentlichen Bildungsausgaben, mehr Mitbestimmung von Studenten und Mitarbeitern und eine Neuordnung der Studienförderung zu demonstrieren. »Rund 80 Prozent der Bildungskosten müssen unsere Familien stemmen«, sagte Patricio Indo, Vorsitzender der Studentenvereinigung der Universität Diego Portales in Santiago, und forderte mehr Bildungsausgaben.
Das öffentliche Bildungssystem sei »seit mehr als 30 Jahren in der Krise«, erklärt CONFECH-Vorsitzende Camila Vallejo auf »Radio Universidad de Chile«. Es sei nicht verständlich vorzugeben, ein entwickeltes Land zu sein, wenn es nicht einmal ein öffentliches Bildungssystem gebe, so Vallejo. Sie begrüßte zudem die breite Teilnahme am Protest: Nicht nur Mitglieder öffentlicher und privater Universitäten, auch Gymnasiasten, Gewerkschaften und Lehrerverbände hätten sich dem Demonstrationszug vom Parque Forestral zur Plaza Los Héroes angeschlossen.
Víctor Pérez, Direktor der staatlichen Universidad de Chile hatte anlässlich des Beginns des akademischen Jahres 2011 heftige Kritik am Bildungssystem geäußert. »Ich bin es Leid, jedes Jahr Berichte zu lesen, welche die Ergebnisse der schlechten Bildungspolitik aufzeigen«, so Pérez. Dahinter verbürgen sich »wahrhaftige Strafen für all die Jugendlichen, denen der chilenische Staat den Traum von einer besseren Zukunft nicht gewährleisten kann«, so der Rektor. Das Bildungssystem sei undemokratisch. Intransparente Bildungslobbys dürften nicht weiter mit Staatsgeldern gefördert werden, um aus Bildung ein Geschäft zu machen, forderte Pérez die Reform des Hochschulgesetzes. Für den 12. Mai ist eine landesweite Protestaktion geplant. (bb)