Proteste gegen Preisexplosion
In der Bergarbeiterstadt Llallagua im Anden-Departamento Potosí ist es am Montag zu Protesten gegen steigende Lebensmittelpreise gekommen. Wie der Radiosender Red Erbol vermeldete demonstrierten rund 3500 Menschen im Stadtzentrum der rund 300 Kilometer südlich der Hauptstadt La Paz gelegenen Kleinstadt. Auf der „Plaza del Minero“ hatten sich Bergarbeiter und Bauern versammelt, um gegen Preissteigerungen und Spekulation mit Lebensmitteln zu protestieren.
Im Anschluss der anfangs friedlichen Protestveranstaltung, auf der den lokalen Lebensmittelhändlern eine 24-Stunden-Frist zur Senkung der seit Anfang 2011 angehobenen Preise für Brot, Reis, Zucker und Speiseöl gesetzt wurde, war es zu Plünderungen von Geschäften gekommen. Dabei wurden laut Angaben des Polizei-Vizes von Potosí Edwin Durán neben Lebensmitteln auch Elektrogeräte entwendet. Berichten lokaler Medien zufolge sei die Lage außer Kontrolle geraten, als aufgebrachte Bewohner der indigenen Ayllus von Chullpa und Sicoya zu den Demonstranten gestoßen waren.
Llallaguas Bürgermeister Tomas Quiroz bedauerte die Vorfälle. In seiner Stadt gebe es weder überteuerte Lebensmittel noch Engpässe in der Versorgung mit Nahrungsmitteln, so der Stadtvater in einem Interview mit Radio Erbol. Präsident Evo Morales bat er um die Entsendung von Truppen, um die Geschäftsinhaber vor weiteren Übergriffen zu schützen. Nachdem Morales Ende 2010 die Streichung von Treibstoffsubventionen angeordnet hatte, hatten Händler in ganz Bolivien die Preise für Lebensmittel deutlich angehoben. Trotz der schnellen Rücknahme des „Gasolinazo“ wegen landesweiter Proteste sind die Preise weiterhin auf ungewöhnlich hohem Niveau, wofür La Paz Spekulanten, Ernteausfälle wegen der Rekorddürre in 2010 sowie die weltweit hohen Lebensmittelpreise verantwortlich macht. Zur Stärkung der eigenen Landwirtschaft bewilligte die Regierung zu Wochenbeginn darum Sofort-Investitionen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar. (bb)