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Kolumbien |

Plan für Luxushotel gefährdet Lebensraum von Indigenen

Der Tayrona-Nationalpark zählt zu den bekanntesten Naturschutzgebieten Kolumbiens. Die in Bangkok ansässige Kette Six Senses wollte hier bereits vor gut einem Jahr ein Sieben-Sterne-Hotel hochziehen. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos gab das Vorhaben im September 2011 bekannt – Bauherr wäre die kolumbianische Six-Senses-Tochter Arrecifes SA gewesen.

Schon einen Monat später erklärte der seinerzeitige Umweltminister Frank Pearl das Projekt für beerdigt. Kein Wort allerdings über Umweltprobleme, auch die vier indigenen Völker, die auf dem Gebiet des Nationalparks leben, erwähnte der Minister nicht, obwohl Kolumbiens Verfassung die Hinzuziehung der Indigenen bei Vorhaben dieser Art vorsieht. Der Grund, warum sich der Daumen senkte, war ein anderer: Kolumbiens Ministerrat entschied, keinem Geschäft eine Zustimmung zu erteilen, an dem Verwandte des Staatschefs beteiligt wären – in diesem Fall Felipe Santos, der Bruder, und Francisco Santos, ein Cousin.

Dennoch kamen im September 2012 Gerüchte auf, der Hotelkomplex könnte doch gebaut werden. Während der Hotelbetreiber bis heute auf eine Umweltlizenz hofft, trifft das Projekt auch weiter auf den Widerstand von Umweltschützern und Indigenen, die einen Hotelbau für unvereinbar mit dem Geist eines Naturschutzgebietes halten. Im nordkolumbianischen Gebirgszug der Sierra Nevada de Santa Marta leben vier indigene Völker: Kogi, Arhuaco, Wiwa und Kankuamo. Nirgendwo sonst auf der Erde erhebt sich in Küstennähe ein höheres Bergmassiv als hier im Nordosten Kolumbiens. Von den vier Ethnien gelten die Kogi als jene, die am stärksten die kulturellen Traditionen bewahrt. Ihre Gemeinschaft umfasst 35.000 Indigene. Untereinander sind sich die Ethnien stets mit gegenseitigem Respekt begegnet, die gemeinsamen Interessen wurden anerkannt. Dies hat sich nun mit dem Hotelprojekt geändert.

Indigene Völker sind sich uneinig

Arrecifes SA ließ ein Video von Oktober 2012 verbreiten, in dem Anführer der Kogi, Arhuaco und Wiwa ihre Unterstützung für das Projekt bekunden. Sie hätten sich davon überzeugt, heißt es, dass ihre Kultur geschützt und respektiert werde, der Umwelt entstehe kein Schaden. Überhaupt handele es sich hier um ein Musterprojekt für den ökotourismus in Kolumbien, das auch den Indigenen Nutzen bringe. Ein spiritueller Anführer der Kogi, ein sogenannter Mamo, erklärte, man schreibe Geschichte. Er verglich die Entscheidung für das Hotel mit einer Aussaat, die künftig von seinen Nachkommen zu beschützen sei. Die Vertreter von Arrecifes SA wiederum gelobten, die heiligen Stätten der Indigenen zu erhalten.

Die unterzeichneten Abkommen ersetzen jedoch nicht das gesetzlich vorgeschriebene Prozedere. Die Kankuamo lehnen die Erklärungen des Unternehmens ohnehin kategorisch ab: auf heiligem Land dürfe nicht gebaut werden. Auch im Sinne der Vorfahren gelte es, das natürliche Gleichgewicht des Universums zu erhalten. Die Ergebnisse des Treffens mit den Vertretern der drei anderen indigenen Völker seien nichtig, da die Kankuamo nicht teilgenommen hätten. Das Gebiet des Tayrona-Nationalparks aber liege auf dem Land aller vier Ethnien, eine konzertierte Beratung sei daher zwingend erforderlich.

Auch Aktivistin Vargas Garzón bestreitet die Gültigkeit der Unterschriften: Zuerst einmal müssten die Indigenen formal zu Rate gezogen werden. Bislang könne lediglich von einer Annäherung die Rede sein. Das Ganze sei auch insofern mit Vorsicht zu genießen, da die indigenen Verhandlungsführer nicht Spanisch sprächen. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat sich als Befürworter des Projekts zu erkennen gegeben. Eine Konzession für den Hotelbau werde es allerdings ausschließlich im Fall der Zustimmung der Indigenen geben, beteuert Santos.

Autorin: Orsetta Bellani, Quelle: noticias aliadas, Dracamandaca, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

Der Tayrona-Nationalparkt zählt zu den bekanntesten Naturschutzgebieten Kolumbiens. Foto: Hugo Quintero

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