Nuklear-Abkommen mit den USA
Ausgerechnet während die Welt mit Blick auf die Nuklearkatastrophe in Japan den Atem anhält, unterzeichnet Chile am Freitag mit den USA ein Abkommen über Kooperation im Bereich der Kernenergie.
Die Verhandlungen der Regierung Piñera mit den USA zu einem ohnehin heiklen Thema hatten im Geheimen stattgefunden. Gegenstand war der Bau von Atomkraftwerken aus US-Produktion. Washington bat um eine Unterzeichnung 48 Stunden vor Ankunft von Präsident Barack Obama zum Staatsbesuch in Chile. Obama wird in einer Grundsatz-Rede die Lateinamerika-Politik seiner Regierung darstellen.
Atomkraft schon von Regierung Bachelet sondiert
Chiles Minister für Energie und Bergbau, Laurence Golborne, wurde am Donnerstag vor eine Kommission des Senats gebeten, die Pläne der Regierung Piñera darzulegen. Senator Jaime Orpis von der dem Regierungslager zugehörigen Unión Demócrata Independiente (UDI) räumte ein, dass die Ereignisse in Japan die chilenische Diskussion über Atomenergie erschwerten. Greenpeace Chile rief dazu auf, das Abkommen mit den USA nicht zu unterzeichnen, ebenso wie zahlreiche Politiker der Opposition gegen die Regierung Piñera. In Vergessenheit droht nun zu geraten, dass es die linke Regierung von Michelle Bachelet war, welche eine Kommission zur Prüfung der Atomfrage bildete.
1960 stärkeres Erdbeben als jetzt in Japan
Kritiker bemängeln die fehlende Transparenz der Verhandlungen, die Bürger müssten über die Pläne informiert werden. Die Zukunft gehöre den erneuerbaren Energien, während die großen Risiken der Nuklearenergie aktuell für jedermann sichtbar würden. Der sozialistische Abgeordnete Marcelo Díaz bezeichnete es als “Irrsinn”, ausgerechnet jetzt über Atomkraft für Chile nachzudenken. Brisanterweise hatten Kernkraftgegner in der Vergangenheit auch damit argumentiert, dass Chile – wie Japan – ein erdbebengefährdetes Land sei, was das Risiko zusätzlich erhöhe. Hatte das Erdbeben in Japan vom 11. März eine Stärke von 9,0 auf der Richterskala, so wurden 1960 im chilenischen Valdivia 9,4 Grad gemessen.
Der Journalist Alejandro Guillier macht indes darauf aufmerksam, dass Chile schon bei den Thermo- und Wasserkraftwerken Schwierigkeiten habe, die Auswirkungen auf die Umwelt zu kontrollieren. Wie solle das erst bei Kernkraftwerken aussehen? Manuel Baquedano, Präsident eines Umweltinstituts, erklärte, Chile verfüge über Ressourcen, welche die Option Kernenergie verzichtbar machten. Was fehle, sei allein der politische Wille. (bs)
Autor: Bernd Stößel, Quellen: Adital,Amerika21, Greenpeace