Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Argentinien |

Nie mehr tanzen für den Hut

Allein ihre Namen klingen schon wie Musik: Als Facundo de la Cruz (29) seine Tanzpartnerin Paola Sanz (26) in den Arm nimmt, kann sich der Argentinier die Freudentränen nicht verkneifen. Die Scheinwerfer sind auf das Paar gerichtet, die Fotografen machen ihre Bilder. Von diesem Moment an, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war im Leben der neuen Tango-Weltmeister aus Argentinien. Jetzt sind sie Stars, deren Gefühlsregungen nicht mehr nur auf der Bühne sondern auch im richtigen Leben eine Nachricht wert sind.

Einen kleinen Vorgeschmack auf den neuen Lebensabschnitt lieferte die Tageszeitung "Clarin", die den Moment des Sieges am nächsten Morgen für ihre Leser ausführlich auskostet: "Er weinte. Sie umarmte ihn. Und dann flüsterte sie "Ich liebe dich" in sein Ohr." Niemand sollte es hören, aber die Kameras fingen die Bewegungen ihrer Lippen ein. Und nun weiß es eben ganz Argentinien. Ihre Liebe, ihr Erfolg. Das ist jetzt ein Triumph Argentiniens. Es ist Tango-WM in Buenos Aires.

Sie tanzten für ein paar Pesos

Tango, das ist in Argentinien nicht nur Sport, sondern auch Lebensgefühl, Liebe und Dramatik. Facundo de la Cruz und Paola Sanz liefern nicht nur eine perfekte Darstellung ab, die ihnen mit gerade einmal 71 Punkten den Sieg über die Dauerrivalen Maximiliano Cristiani und Fatima Vitale einbringt. Sie liefern auch Emotionen, Tränen und eine Geschichte. "Als ich Paola kennengelernt habe, hat sie Tango getanzt. Da habe ich angefangen für sie zu tanzen", stammelt er und kämpft wieder mit der Rührung. Früher, so erzählen sie den Journalisten, haben sich noch für den „Hut getanzt“. Irgendwo in ihrer Heimat, um so auf den Plätzen ein paar Pesos zu verdienen. So wie viele Tango-Tänzer in den von Touristen heimgesuchten Vierteln der Stadt oder in den Fußgängerzonen von Buenos Aires.

Sie stammt aus Chubut, er aus Cordoba. Erst vor kurzem seien sie nach Buenos Aires gekommen, um mit dem Tango zu wachsen, wie sie beteuern. Wichtiger aber ist den vielen Journalisten eine andere Tatsache. Die beiden sind auf der „Bühne und im realen Leben“ ein Paar, notieren die Reporter in ihre Blöcke. Nur die Tango-Insider lächeln allwissend, sie kannten das Paar schon vor der alles verändernden Nacht im Luna-Park. Hier wo sonst meistens die Boxer in der knapp 14.000 Zuschauer fassenden Arena weit weniger ästhetisch ihren Sport ausüben und wo nun Facundo und Paola in den Olymp des Tangos aufgestiegen sind.

Der Titel wird ihnen Türen öffnen

"Dieser Titel wird uns viele Türen öffnen. Das ist der Traum eines jeden Tänzers", sagt Facundo dessen dunkler Schopf mit derart viel Haargel nach hinten gekämmt ist wie es nur bei argentinischen Tango-Tänzer der Fall sein kann. Es ist ein Abend der Emotionen. Die Halle ist dunkel, die Scheinwerfer suchen sich ihre Paare auf der Bühne. Die Zuschauer gehen mit, manchmal ist es eine Atmosphäre wie bei einem Fußballspiel, nicht alle Länder werden in der Halle so frenetisch gefeiert wie Argentinien.

Die Melancholie, die der Tango verbreitet, ist hier greifbar. Doch es geht hier um mehr als nur um Musik, Tanz und Ausdruck. Das Festival des Tangos in der argentinischen Hauptstadt ist zugleich die Weltmeisterschaft und auch so etwas wie Arbeitsmarktbörse für Fachkräfte. Wer gewinnt, darf sich über Auftritte in der ganzen Welt freuen. Deswegen ist Facundo an diesem Abend so gerührt. Bislang war Tango sein Leben, nun wird er in Zukunft auch etwas besser davon leben können. Die Prämie für den Sieg beträgt 40.000 Pesos. Das sind umgerechnet rund 7000 Euro. Wichtiger sind die Freiflüge einer Fluggesellschaft nach Paris und nach Japan. Dort sollen Facundo und Paola vortanzen, im Fernsehen auftreten und sich einen Namen machen. Eine Chance, von denen die anderen 486 Paare aus 32 Ländern an diesem Abend in der Kategorie "Tango Salon" nur träumen können.

"Sie werden die neuen Botschafter von Buenos Aires sein"

Sechs Stunden lang haben sie geschuftet, jeden Tag. Seit Jahren, seit Kindertagen. Nun prasselt das Lob über das Paar, das nicht so recht weiß wohin mit den Emotionen. Deswegen übernimmt der Kulturminister der Hauptstadt, Hernan Lombardi, die Deutungshoheit des Momentes: „Sie werden die neuen Botschafter von Buenos Aires sein und dies wird ihr Leben verändern“, kündigt der Mann mit der hohen Stirn an. „Das ist der Lohn für die Anstrengungen eines ganzen Lebens. Jetzt sind die Weltmeister. Zwei Wochen lang stand Buenos Aires Tango-Szene Kopf. Jetzt hat sie eine Handvoll neuer Stars. Im nächsten Jahr beginnt die Show von Neuem. Facundo und Paola sind dann schon um die Welt gereist, weil sie in dieser Woche alles richtig gemacht haben im Luna Park von Buenos Aires.

Autor: Tobias Käufer

Tango Bar in San Telmo, Buenos Aires. In der argentinischen Hauptstadt gehört der südamerikanische Tanz zum Stadtbild. Foto: Landau

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz