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Kolumbien |

Nicht die Bohne!

“Wir fordern die Erhöhung des Kaffeepreises, die Erhöhung der Subventionen für den Kaffeesektor und einen Importstopp für Kaffee, denn wir sind es, die Kaffee produzieren. Wir hoffen, dass die Regierung uns hört“, erklärte Oscar Gutiérrez, Sprecher der Bewegung für die Verteidigung und Würde der Kaffeebauern. Seit diesem Montag proben die kolumbianischen Kaffeebauern den landesweiten Aufstand, streiken, blockieren wichtige Straßen - unter anderem die Panamericana - und fordern Verhandlungen mit der Regierung.

Auf die friedlichen Proteste reagiere der Staat mit Polizeigewalt, berichtet die Nachrichtenagentur TeleSur. Am Mittwoch seien mindestens zehn Protestierende im Departement Tolima von Sicherheitskräften verletzt worden, eine Person davon schwer. Auch Pressevertreter seien attackiert worden. Bis Mittwoch wurden laut „El País“ 75 Menschen verletzt. In Huila, im zentralen Süden des Landes, wurde eine nationale Menschenrechtskommission eingerichtet, der auch UN-Vertreter angehören, um Übergriffe öffentlich zu machen und strafrechtlich zu verfolgen, so die Menschenrechtsorganisation Movice.

Kein Poker, sondern eine existentielle Frage

“Es geht um unsere Zukunft oder unseren Untergang“, erklärt Francisco Herrera, einer der Anführer der Kaffeebauern, vor dem Streik gegenüber dem Portal Tonycomunicaciones. „Wir werden Präsident Santos sagen, dass dies keine Pokerpartie ist. Hier geht es um Hunger, Ruin, um eine Armut, wie wir sie noch nie erlebt haben… Um unsere Familien und unsere Kinder, unsere Großväter und Väter, die mit dem Kaffee arbeiteten und die damit ihr Geld verdienten, 150 Jahre lang. Wir werden die Regierung und diese Bürokratie fragen: Wo ist dieses Geld? Und sie werden sicher keine Antwort haben.“

Die rund 550.000 Kleinbauernfamilien mit meist weniger als drei Hektar Anbaufläche hatten schon im August des vergangenen Jahres gegen die prekäre Entwicklung des kolumbianischen Kaffeesektors protestiert. Kaffeebauern aus Antioquia, Caldas, Risaralda, Quindío und dem Valle del Cauca hatten sich zuvor zusammengesetzt, um ihre Situation zu analysieren: Missernten durch zu viel Regen, Ernteausfälle durch den gefürchteten Rostpilz, sinkende Preise und der Import von Billigkaffee durch Freihandelsverträge, die Entwertung der eigenen Währung – ein Zusammenspiel von Faktoren, das seit mehr als vier Jahren zu einer Dauerkrise geführt hat.

Schlechte Ernten und schlechte Preise

Allein 2012 fiel der nationale Preis für Kaffee um 40 Prozent, international um 33 Prozent. Noch 1993 exportierte Kolumbien mehr als 17 Mio. Sack Kaffee, 2012 wurde die schlechteste Ernte seit mehr als 30 Jahren eingefahren, mit nur 7,7 Mio. Sack – und fast der gesamte Kaffee für den Binnenmarkt wurde importiert.

Mehr als 10.000 Bauern gingen im Sommer 2012 auf die Straße. Sie forderten vom Staat Unterstützung für ihr 9-Punkte-Programm, das unter anderem Hilfen bei der Schädlingsbekämpfung, Unterstützung bei Problemen mit Kreditrückzahlungen, einen Stopp des Freihandels mit den USA oder das Verbot von Bergbau in Anbauregionen von Kaffee vorsah.

Bauern müssen draufzahlen

Die Regierung ging darauf nicht ein. Anfang Februar 2013 gab Präsident Santos in Chinchiná ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Kaffeebauern bekannt. Das derzeitige Grundproblem löst es jedoch nicht: Die Bauern zahlen drauf. Sie können ihren Kaffee nur für 58.000 kolumbianische Pesos pro Arroba (etwa 11 Kilogramm) verkaufen, während die Produktionskosten bei 65.000 Peso liegen.

Weil die Bauern jedoch meinen, Santos müsse Politik „für die Bevölkerung machen und nicht für transnationale Konzerne“, wie Danilo López, Sprecher der Kaffeeebauern von Tolima gegenüber TeleSur erklärte, gehen sie nun auf die Straße.

Verhandlungen in Aussicht

Santos reagierte auf die Proteste mit Unverständnis. Es würden bereits Subventionen gezahlt, der Streik sei „nicht nur umständlich und unnötig, sondern auch ungerecht”, erklärte er Anfang der Woche in den Medien des Landes. Zur Beruhigung des Konfliktes hat das nicht beigetragen: Kakaoproduzenten und Transportarbeiter haben sich am Dienstag dem Streik angeschlossen.

Innen- und Verteidigungsminister Fernando Carrillo hat laut „El País“ inzwischen erklärt, man würde mit den Protestierenden verhandeln, wenn sie die Straßenblockaden einstellen.

Autorin: Bettina Hoyer

Um die kolumbianische Bohne steht es schlecht / Foto: CIAT, flickr

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