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Peru |

Mutige Fahrradfahrer im Verkehrsdschungel Limas

Noch werden sie wie seltsame und unerwünschte Verkehrsteilnehmer betrachtet. Doch langsam wächst in Lima die Gruppe der Fahrradfahrer. Schließlich bietet die peruanische Hauptstadt gute Bedingungen dafür – gäbe es nicht die vielen Autos.

„Mir sagte ein Polizist, ich dürfe hier nicht Fahrradfahren auf der Straße, weil es keinen Fahrradweg gibt“, sagt José, ein rund 25-jähriger großgewachsener Mann. „Ich solle dafür ins Nachbarviertel Miraflores gehen“. Dubert Diaz, ein Biologie-Lehrer weiß von ähnlichem Unverständnis zu erzählen, wenn man in der peruanischen Hauptstadt mit dem Fahrrad unterwegs ist. Er machte einen Ausflug mit seiner Schulklasse zum etwas außerhalb von Lima gelegenen Heiligtum von Pachacamac. Die Schüler durften zwar die Inka-Stätte besuchen, ihre Fahrräder mussten sie allerdings draußen parken, obwohl der Auto-Parkplatz fast leer war.

Von Autofahrern abschirmen

Jeder, der in der peruanischen Hauptstadt mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann von solchen Erlebnissen berichten. José, Dubert und acht weitere Vertreter der und 50 Fahrrad-Gruppen in Lima sind zum Treffen der Fahrrad-Aktivisten gekommen. Sie wollen eine Protestfahrt organisieren und der Oberbürgermeisterin ein Manifest überreichen. Zehn Leute sind nicht viel, aber vor fünf Jahren gab es in Lima noch gar keine Gruppen. Erst in jüngster Zeit bilden sich immer mehr Gruppen von Fahrradfahrern in Lima. Die meisten haben entweder sportliche Ambitionen, wie Dubert, der gerne mal mit dem Fahrrad an einem Wochenende 3.000 Höhenmeter überwindet. Oder sie benutzen das Fahrrad zum Freizeitvergnügen, organisieren gemeinsame Ausflüge. Bei denen fahren dann, wie bei einem Schulausflug, Lotsen mit, die die Fahrradfahrer vor den Autofahrern abschirmen.

Ideale Stadt zum Fahrradfahren

Die wenigsten sehen im Fahrrad ein alltägliches Verkehrsmittel ist, mit dem man in der Stadt einfach von A nach B gelangen kann. Dabei wäre Lima die ideale Stadt für Fahrradfahrer: Es regnet nie, die Stadt ist eben, der Wind vom nahen Pazifik hält sich in Grenzen, und die Temperaturen sind auch eher gemäßigt.

Carlos Caballero ist einer der wenigen Limenhos, die jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. 30 Kilometer legt er dabei jeden Tag zurück. Der größte Feind beim täglichen Fahrradfahren sind dabei die Autofahrer. „Mir haben sie schon alles mögliche gesagt, dass ich verrückt sei, dass ich zum Radfahren in den Park gehen soll, dass ich auf dem Gehweg fahren soll“. Der 42-jährige Softwareentwickler ist dennoch von den Vorteilen des Fahrrads als alltägliches Verkehrsmittel überzeugt.

Auf einer Website (www.cicloviasdelima.org) hat er die 125 Kilometer vorhandenen Fahrradwege in Lima aufgezeigt, und kämpft dafür, dass es mehr werden. 125 Kilometer sind viel zu wenig für eine Acht-Millionen-Stadt, in der sich im Zuge des Rohstoffbooms immer mehr Autos die Straße streitig machen.

Oberbürgermeisterin als Verbündete

Eine Verbündete haben die Fahrradaktivisten in der neuen Oberbürgermeisterin Susana Villarán. Die hat kurzerhand eine Hauptverkehrsstraße jeden Sonntagvormittag sperren lassen für den Autoverkehr, damit die Radler ungestört fahren können. Vorbild sind für Susana Villarán dabei Bogotá oder México D.F. , in denen das Fahrradfahren seit Jahren auch von offizieller Seite gefördert wird.

Die Hauptgefahr für Fahrradfahrer in Lima geht allerdings von den Autofahrern aus. Auf Limas Straßen gilt das Recht des Stärkeren, und stärker fühlt sich derjenige, der in einem möglichst großen Auto sitzt. Fahrradfahrer erhalten keinen Schutz von Seiten der Polizei, sie gelten immer noch als „seltene Vögel“ im Verkehrsdschungel von Lima.

Konkret heißt dies: Fahrradfahren in Lima ist lebensgefährlich. Dennoch gewinnt das gesunde und billige Verkehrsmittel gerade bei Jugendlichen der wachsenden Mittelschicht Limas an Attraktivität. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern , die – zurecht – um das Leben ihrer radfahrenden Kinder fürchten. Bis es soweit ist, dass die kleinen Peruaner mit dem Fahrrad in die Schule oder Uni fahren, werden noch einige Jahre ins Land gehen.

Hildegard Willer, Lima

 

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