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Brasilien |

Mütter erinnern an "€žMai-Verbrechen"€? 2006

Aus Anlass des fünften Jahrestages der sogenannten „Mai-Verbrechen“ in São Paulo haben in Brasilien die „Mai-Mütter“ und andere gesellschaftliche Organisationen zur Erinnerung aufgerufen. An jenem Freitag, dem 12. – zwei Tage vor Muttertag – war in Brasiliens größter Stadt ein gewaltsamer Konflikt ausgebrochen zwischen der Polizei und der kriminellen Organisation „Primeiro Comando da Capital“ (PCC – „Erstes Kommando der Hauptstadt“). Zwischen dem 12. und 20. Mai 2006 kam es zu einem Blutbad, 493 Menschen wurden erschossen. In 122 Fällen wird von Exekutionen mit mutmaßlicher Beteiligung der Polizei ausgegangen.

Vorwand der Selbstverteidigung widerlegt

Was ursprünglich ein Angriff des PCC auf die Polizei war, nahm im Verlauf der Ereignisse sehr viel größere Dimensionen an. Ein von der Rechts-Fakultät in Harvard herausgegebener Bericht spricht davon, dass das PCC zunächst Dutzende von Sicherheitskräften hinrichtete. Danach aber sei die Polizei wahllos gegen die Bevölkerung vorgegangen, wofür Beweise vorlägen. Dies habe mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. Ganz überwiegend habe von Selbstverteidigung nicht die Rede sein können. Die Opfer seien in folgendes Raster gefallen: Junge Männer, Schwarze, Arme, einige tätowiert und mit krimineller Vergangenheit. Auch fünf Jahre danach sind viele Morde nicht aufgeklärt - von der Straffreiheit, welche die „Mai-Mütter“ anprangern, ganz zu schweigen.

Kopf- und Genickschüsse

In einem Aufruf der Organisation „Tortura Nunca Mais“ („Nie wieder Folter“) heißt es, bei einem großen Teil der Toten hätten sich die typischen Zeichen einer Hinrichtung gefunden, wie Kopf- und Genickschüsse. 352 der 493 Toten seien zwischen 11 und 29 Jahren alte Männer gewesen. Unter den 18 weiblichen Opfern habe sich eine Mutter befunden, die kurz vor der Entbindung stand. Die Zeitungen hätten im Mai 2006 Schlagzeilen gebracht wie „Polizei tötet weitere 90 Verdächtige“ - als ob das Töten von Verdächtigen etwas Normales und Zulässiges wäre. Konsequenzen seien nicht gezogen worden - allein im April 2010 habe es im Bundesstaat São Paulo erneut 26 Hinrichtungen gegeben.

Das Gemetzel endete erst, als die USA ihren Bürgern von Reisen abrieten, da für ihr Leben nicht garantiert werden könne. Knapp 20 Polizisten wurden wegen Exekutions-Verdachts festgenommen, aber wieder frei gelassen. „Tortura Nunca Mais“ lobt die „Mai-Mütter“, die sich mit der Straffreiheit für die Täter nicht abfinden wollten.

Bernd Stößel

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