Mütter dürfen das Gefängnis für ihre Kinder verlassen
Einen in Lateinamerika neuen, geschlechtsspezifischen Weg geht Kolumbien: Arme Mütter dürfen sich außerhalb des Gefängnisses fünf Tage in der Woche um ihre Kinder kümmern.
Präsident Gustavo Petro spricht von 5.000 Frauen, die das neue Gesetz betreffe, so die spanische Zeitung “El País”. Zudem wird der Staat den Müttern Geld zahlen. Petro sieht hierin einen Beitrag zum Aufbau einer besseren Gesellschaft. Nur jene Gefängnisinsassinnen erhalten den wöchentlichen Freigang, die für leichte Delikte verurteilt wurden, zum Beispiel Drogenhandel in geringem Umfang oder Diebstahl. Die Haftstrafe muss unter acht Jahren liegen. Zugrunde liegt die Idee der Umwandlung einer Strafe in eine gesellschaftlich nützliche Tätigkeit. Die Mütter müssen nachweisen, dass das von ihnen begangene Delikt aus einer Notlage heraus geschah, um die Familie ernähren zu können.
Bildungsangebote für die Zeit nach der Entlassung
Für die Umsetzung ist nun das Justizministerium zuständig, das hierfür maximal sechs Monate Zeit hat. Nichtregierungsorganisationen begrüßen den Schritt, den Kolumbien in Lateinamerika als erstes Land geht. 2010 hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen die sogenannten Bangkok-Regeln verabschiedet. Diese befassen sich mit der Behandlung weiblicher Gefangener, waren Gefängnisordnungen bis dahin doch an der männlichen Mehrheit der Gefängnisinsassen ausgerichtet. Anzusetzen gilt es in Kolumbien auch an der bislang mangelhaften Resozialisierung von Frauen, die das Gefängnis verlassen. Sie brauchen rechtzeitig Bildungsangebote, um später Arbeit zu finden, sowie Schutz vor Ausbeutung und Diskriminierung. (bs)
