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Honduras |

Mordserie an Bauern in Bajo Aguán

Carlos verließ die Siedlung, weil er seine Familie in Tocoa besuchen wollte. Tags darauf wollte er in einem Maisfeld arbeiten. Jetzt ist er tot. Der 24-Jährige ist bereits das 40. Todesopfer unter den organisierten Kleinbauern von Bajo Aguán in nicht einmal zwei Jahren.

Carlos Humberto Martínez lebte in der Siedlung La Lempira, die zur Bewegung der organisierten Kleinbauern von Aguán gehört. Der junge Mann war auch selbst als Aktivist in der Bauernvereinigung aktiv, die um Zugang zu Land und ein würdiges Leben kämpft. Er wurde am Morgen des 2. Oktober von Unbekannten erschossen, inmitten einer Phase von zunehmender Repression und Militarisierung in der Gegend.

Landkonflikt und Militarisierung

In Bajo Aguán schwelt seit Jahren ein Landkonflikt zwischen dem Großgrundbesitzer Miguel Facussé und Mitgliedern der Bauernorganisationen. Es geht dabei um Land, dass den Kleinbauern zwar im Zuge der Agrarreform zugewiesen wurde, allerdings wurde die Titulierung nicht abgeschlossen. Der zivile Rat von indigenen und lokalen Basisorganisationen COPINH argumentiert, Facussé habe das Land in den neunziger Jahren illegal von der Bezirksregierung erworben. Zunehmend sind Palmölproduzenten in der Region aktiv.

Die Regierung hatte im September die Militarisierung der Konfliktregion verfügt, da sie die Kleinbauern beschuldigt, als Paramilitärs zu agieren und in den Drogenhandel verstrickt zu sein. Im Rahmen der "Operation Xatruch II" wurden mehrere Hundert Polizisten und Soldaten in die Region entsendet.

Attentat in Tocoa

„Um fünf Uhr morgens hörten wir mehrere Schüsse. Zwei Stunden später sagte man uns, jemand sei getötet worden. Wir gingen zum Tatort und fanden den toten Carlos“, erzählt Ricardo Morales, der ebenfalls in La Lempira wohnt und bei MUCA aktiv ist. Carlos sei die ganze Zeit bei den Kämpfen um Landes mit dabei gewesen, sagt er.

Nur wenige Tage zuvor war ein Attentat auf den Vorsitzenden der Kooperative COAPALMA, Germán Castro, verübt worden, bei dem seine Frau ihr Leben verlor. Castro ist zudem auch Mitglied der Widerstandsfront FNRP in Tocoa.

40 ermordete Bauern

Mit diesen beiden Opfern steigt die Zahl der ermordeten organisierten Kleinbauern in einem Zeitraum von nicht einmal zwei Jahren auf 40 Personen an. Einmal mehr entpuppt sich die Regierungsstrategie von Militarisierung und einzelnen Eingriffen als heuchlerisch.

Im Gegenteil, sie scheint nicht interessiert, die wirklichen Probleme der Bauernfamilien zur Kenntnis zu nehmen. Fehlender Zugang zu Land, der Aufkauf von Land durch einige wenige Großgrundbesitzer, ein Produktions- und Entwicklungsmodell, das die Verarmung der Böden nach sicht zieht, kennzeichnen die Situation vor Ort, so dass die Kleinbauern vertrieben werden und deren Ernährungssicherheit nicht gegeben ist.

Kein Ende der Gewalt abzusehen

„Hier in Lempira sind Schikanen an der Tagesordnung. Diese Landbesitzer und Palmölproduzenten wollen nicht, dass wir Bauern ein würdiges Leben führen. Sie beanspruchen alles für sich und lassen uns in unserem Elend zurück“, beklagt Morales.

Auch wenn es Übereinkünfte mit der Regierung und dem Landbesitzer Facussé gegeben habe, diese seien äußerst fragil und Morales glaubt nicht an ein Ende der Gewalt. Es gehe den Unternehmern doch darum, „die Bauernbewegung zu schwächen, um uns dann zu brechen“, erklärt er.

Autor: Giorgio Trucchi in Adital; Deutsche Bearbeitung Bettina Hoyer

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