Morales für Welt-Referendum
Mit einer viel beachteten Rede auf dem Welt-Klima-Gipfel der Vereinten Nationen im mexikanischen Badeort Cancún hat Boliviens Präsident die Weltgemeinschaft zur »Rettung des Planeten« aufgefordert. »Machen Sie Geschichte«, so sein Apell an die Staatspräsidenten während seines 20-minütigen Diskurses am Donnerstag. Oberstes Ziel sei die Reduktion des CO2-Ausstoßes, das von den wichtigsten Industrienationen bis heute blockiert würde. »Versetzen Sie sich in die Lage der Millionen von Familien, die der globalen Erwärmung zum Opfer fallen«, klagte Morales die »irrationale Industrialisierung« an.
Den Klimawandel bezeichnete Morales neben der Finanzkrise, der Energiekrise und der Nahrungsmittelkrise als das »schlimmste« von vier Merkmalen der »Krise des Kapitalismus«. Sollte das Kyoto-Protokoll von der Staatengemeinschaft in den »Mülleimer« befördert werden, so »sind wir es, die für den ökozid verantwortlich sind«. Das Protokoll sieht für 37 industrialisierte Staaten und die EU zwischen 2008 und 2012 eine CO2-Reduzierung um 5 Prozent unter den Stand von 1990 vor. Sollten die Staaten in Cancún keine Einigung für die Klimaziele erreichen, so müssten die »Völker« die Entscheidungen treffen, wofür er ein weltweites »Klima-Referendum« vorschlug.
Bolivien war mit den Forderungen der alternativen Klimakonferenz in Cochabamba im April 2010 nach Mexiko gereist. Das »Programm von Tiquipaya«, das von sozialen Bewegungen, Umweltgruppen und der bolivianischen Regierung in Reaktion auf den gescheiterten Klimagipfel von Kopenhagen ausgearbeitet worden war, sieht eine CO2-Reduktion um 50 Prozent bis 2020 vor sowie die Einrichtung eines internationalen Klimagerichtshofes zur Ahndung von Klimaverstößen. Auch wird der Handel mit CO2-Emissionsrechten auf einem internationalen Markt abgelehnt, der Umweltverschmutzung in den Industrienationen mit dem Kauf von Waldgebieten in den Ländern des Südens kompensieren will. Das Andenland ist eines der Länder, die durch Dürren, Waldbrände, Bodenerosion und Gletscherschmelze am meisten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. (bb)