Menschenrechtler fordern mehr Schutz für isoliert lebende Völker
Nach Medienberichten über eine bislang unbekannte Gruppe Indigener fordern Menschenrechtler einen besseren Schutz von isoliert lebenden Völkern im Amazonasgebiet. Andernfalls seien die noch bis zu 110 unkontaktierten Gemeinschaften beiderseits der brasilianisch-peruanischen Grenze in großer Gefahr, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag, 1. August 2014, in Göttingen mit.
Anlass für den Appell sind Videoaufnahmen der brasilianischen Indianerbehörde FUNAI vom 30. Juni. Die Bilder zeigen eine Begegnung von zwei Vertretern einer noch unbekannten Gruppe im Gespräch mit einem Angehörigen des Ashaninka-Volkes. Die im westlichen Amazonasbecken lebenden Ashaninka verstehen sich laut GfbV als Fürsprecher vieler bislang unkontaktierter Gemeinschaften in der Region.
Nach Angaben der Organisation Survival International suchten die beiden nur mit Lendenschurz bekleideten sowie mit Pfeil und Bogen bewaffneten Männer Kontakt zu FUNAI und den Ashaninka, um sich wegen einer akuten Infektion der Atemwege behandeln zu lassen. Dies deute auf Kontakte mit der Außenwelt hin; in Abgeschiedenheit lebende Völker hätten keine Abwehrkräfte gegen Grippeviren ausgebildet. Offenbar sei die Gemeinschaft, zu der etwa 50 Personen gehören sollen, aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet in Peru vertrieben worden. In der Gegend lagern unter anderem bedeutende Öl- und Gasvorkommen.
Die GfbV verwies auf Erfahrungen der Surui im brasilianischen Bundesstaat Rondonia hin. Deren Zahl sei nach der Kontaktaufnahme vor rund 40 Jahren unter anderem durch Krankheiten und Hunger von 5.000 auf knapp 300 Angehörige geschrumpft. Solange es kein ausgewiesenes Schutzgebiet für die Indigenen gebe, müsse FUNAI Beobachtungsposten entlang der indigenen Gebiete ausbauen. Die Indianerschutzbehörde kündigte Medienberichten zufolge als erste Reaktion auf die jüngsten Vorfälle an, den 2011 nach einem Überfall von Drogenhändlern geschlossenen Beobachtungsposten am Envira-Fluss wiederzueröffnen, in dessen Nähe die aus Peru geflohene Gruppe lebt.
Quelle: KNA, Fotoquelle: International Rivers, CC BY-NC-SA 2.0.