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Argentinien |

Mate-Pflücker ohne soziale Absicherung

Mate ist das Getränk Nummer eins in Argentinien und seinen Nachbarstaaten im Südzipfel von Lateinamerika. Von Jung bis Alt, von Arm bis Reich und vor allem in Gesellschaft trinken alle den bitteren Tee aus Lederbechern, Kürbisschalen und neuerdings aus Silikongefäßen. Doch der hohe Konsum hat seinen Preis: Die Arbeiter auf den Farmen, die das Kraut pflücken, haben in der Regel keine gesicherten Arbeitsverhältnisse, erhalten keine Sozialleistungen, arbeiten zu Niedriglöhnen und können von dem Geld kaum leben.

Das Problem betrifft nicht nur die Mate-Pflücker, sondern auch andere in der Landwirtschaft beschäftigte Argentinier. Die Misere blickt auf eine lange Tradition unterbezahlter und undokumentierter Arbeit zurück. Seit den 90er Jahren ist die Zahl informeller Arbeitsverhältnisse jedoch noch einmal rasant gestiegen und liegt nun bei konstant rund vier Millionen. Trotz der wirtschaftlichen Erholung in den vergangenen zehn Jahren, nachdem Argentinien 2001 in eine schwere Wirtschaftskrise gerutscht war, ist der informelle Sektor schwierig zu bekämpfen.

Arbeiter immer nur für eine Saison beschäftigt

Die Mate-Arbeiter werden je Tonne gepflückten Krautes bezahlt. Sie werden in der Regel immer nur für die jeweilige Saison beschäftigt. Von Oktober bis Februar sind sie daher arbeitslos. Im vergangenen Jahr verabschiedete die Regierung schließlich ein Programm für Arbeiter in der Landwirtschaft, das den Betroffenen monatliche Zahlungen in der Zeit sichert, in der sie nicht auf dem Feld sind.

Um jedoch von dem Programm profitieren zu können, müssen die Arbeiter formell registriert sein – was nur auf rund zehn Prozent der Mate-Pflücker zutrifft. "Auf den Mate-Feldern arbeiten 16.000 Menschen – aber nur 1.750 haben 2011 staatliche Zuschüsse bekommen", sagt Roque Pereira, Präsident der Zivilen Vereinigung der Mate-Pflücker in der argentinischen Provinz Misiones, in der ein Großteil des bitteren Krautes angebaut wird. "Die Landbesitzer könnten uns registrieren, sodass wir von den staatlichen Geldern profitieren könnten, aber wir sind für sie lediglich Zahlen, keine Menschen."

Informelle Arbeit auch bei Hausarbeit üblich

Ähnlich ergeht es den Arbeitern auf den Tabak- und Baumwollfeldern und den Beschäftigten im Obst- und Gemüseanbau. Informelle Arbeitsverhältnisse sind aber auch in der Hausarbeit üblich. Davon sind vor allem Frauen betroffen. Auch kleine und mittlere Unternehmen beschäftigen ihre Mitarbeiter häufig, ohne Sozialleistungen für sie abzuführen.

Nach der Wirtschaftskrise lag die Arbeitslosigkeit bei rund 50 Prozent und ebenso hoch war auch die Zahl derer, die unterhalb der Armutsgrenze lebten. Im Jahr 2003 hatte sich das Bild bereits verändert: 24,7 Prozent der Argentinier waren nach Angaben des staatlichen Instituts für Statistik INDEC arbeitslos. Von denjenigen, die einen Job hatten, waren 49,7 Prozent im informellen Sektor beschäftigt. Die Arbeitslosigkeit ist seitdem stark gesunken. Aktuell gelten nur noch 7,2 Prozent der Argentinier als arbeitslos. Die Zahl der ohne gültige Arbeitspapiere Beschäftigten hat sich immerhin auf 34 Prozent reduziert. Im Norden des südamerikanischen Landes allerdings, in dem auch die meisten Mate-Felder sind, liegt die Schwarzarbeitsquote bei 40 Prozent.

Vier Millionen im informellen Sektor

Die Regierung unter Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner wünscht sich andere Zahlen. "25 Jahre lang ist die Zahl der nicht registrierten Arbeiter immer nur gestiegen", sagte Arbeitsminister Carlos Tomada anlässlich der Einrichtung eines Runden Tisches zur Eindämmung der informellen Arbeitsverhältnisse, an dem Regierungs-, Unternehmens- und Gewerkschaftsvertreter Platz nehmen.

Seit 2004 ist die Zahl der Menschen in informellen Arbeitsverhältnissen zwar gesunken – allerdings hauptsächlich in Relation zur registrierten Arbeit. Während immer mehr Menschen geregelte Jobs finden, mit denen sie auch sozial abgesichert sind, ist die Zahl der informell Beschäftigten konstant bei rund vier Millionen geblieben. Die meisten von ihnen haben ein niedriges Bildungsniveau, wie der Wirtschaftswissenschaftler Jorge Colina gegenüber IPS erklärte.

Quelle: IPS, Autorin: MArcela Valente, deutsche Bearbeitung, Johanna Treblin

Das Nationalgetränk Mate. Die Ernte der Blätter geschieht größtenteils durch illegale Arbeitskräfte. Foto: Landau/Adveniat

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