Massenprotest gegen Entlassungen bei der Télam
Die mehr als 350 entlassenen Mitarbeiter der argentinischen staatlichen Nachrichtenagentur Télam geben nicht auf. Kurz nachdem die Angestellten Ende Juni ihre Kündigung erhalten hatten, haben sie einen friedlichen Streik in der Agenturzentrale in Buenos Aires begonnen. Nun tragen sie ihr Anliegen auf die Straße. Einem Protestaufruf für den 05. Juli kamen Tausende Journalisten und Medienschaffende in der argentinischen Hauptstadt nach. Es war die bisher größte Demonstration, die es von Mitarbeitern der Medienbranche je gegeben hat.
Die Regierung des amtierenden Präsidenten Mauricio Macri begründete die Entlassung von 40 Prozent der Télam-Angestellten mit Missmanagement und daraus entstandenen hohen Ausgaben. Die Entscheidung ist im Zusammenhang mit der Kreditvergabe des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar zu sehen. Die Finanzorganisation verlangte das Haushaltsdefizit drastisch zu reduzieren.
Vorgeschobene Begründungen
Der Vorstand von Télam bezeichnete den bisherigen Aufbau der Nachrichtenagentur als aufgeblasen. Die Mitarbeiter hingegen werfen der Regierung vor ungerechtfertigte Entlassungen vorzunehmen. „Die Kürzungen werden immer da vorgenommen, wo das schwächste Glied der Kette vermutet wird. Während die Regierung weiterhin Finanzspekulanten und Oligopole bevorzugt, hat Präsident Mauricio Macri beschlossen, Wissenschaftler, Techniker und jetzt Journalisten (...) zu entlassen“, sagte Camil Straschnoy gegenüber der Presse. Viele Betroffene werfen dem argentinischen Staatschef außerdem vor, dass er die kritische Berichterstattung mundtot machen möchte.
Die Mitarbeiter von Télam haben vor dem Hintergrund der Entlassungen dem Parlament einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der vorsieht, dass die staatliche Kommunikationsagentur in ein öffentliches Unternehmen umwandeln würde, das dem Parlament untersteht. (aj)