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Brasilien |

"Man darf nie damit aufhören, die Indigenen zu verteidigen"

Im Yanomami-Dorf Watoriki schmückt ein Mädchen das Gesicht ihres Bruders mit der typischen Bemalung. Foto: Adveniat/Jürgen Escher
Im Yanomami-Dorf Watoriki schmückt ein Mädchen das Gesicht ihres Bruders mit der typischen Bemalung. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Im Dezember 2017 war Andujar zuletzt im Gebiet der Yanomami, das sich im Amazonasgebiet über eine Fläche von mehr als 90.000 Quadratkilometern erstreckt. Nach Gesprächen mit indigenen Anführern kehrte Andujar pessimistisch nach São Paulo zurück. Die Bedrohungen, unter denen die Indigenen litten, hätten stark zugenommen. "In mehr als der Hälfte des Gebietes leiden die Menschen unter dem Eindringen der Goldschürfer. Und die Regierungen der Bundesstaaten sind dabei, ihre Gesetze zu ändern, um Goldschürfer und Bergbauunternehmen in das Gebiet zu lassen. Sie können machen, was sie wollen“, berichtet die Fotografin.

Goldrausch wie Ende der 1980er Jahre

Seit 2013 dringen Goldschürfer massiv in das Teritorium der Yanomami vor - in einem Ausmaß wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Damals fielen rund 40.000 Goldschürfer in das Gebiet an der Grenze zu Venezuela ein. Seinerzeit prangerte einer der bekanntesten Yanomami-Anführer, Davi Kopenawa, die Lage vor den Vereinten Nationen an. Im April 2017 kehrte er nach Genf zurück, um über die neuen Konflikte in Zusammenhang mit dem Goldrausch zu berichten.

Außerdem verfassten mehrere indigene Anführer einen Brief, in dem sie die Einschnitte in die Rechte der Indigenen durch die Regierung von Michel Temer verurteilten. Sie beklagten auch die massiven Budgetkürzungen für die Indigenenbehörde FUNAI (Fundação Nacional do Índio). "Die brasilianische Politik zeigt keinerlei Interesse für die indigenen Völker", berichtet Claudia Andujar, "und Davi hat gesagt, dass er nicht glaube, dass es besser wird."

Brasiliens Machthabern ein Dorn im Auge

Aufgrund ihrer Arbeit und des ausgeübten Drucks, um die Anerkennung des Yanomami-Territoriums zu erreichen - es wurde 1992 offiziell anerkannt -, geriet Andujar 1978, während der brasilianischen Militärdiktatur, mit dem Nationalen Sicherheitsgesetz in Konflikt und galt als vorbestraft. Sie wurde von der FUNAI aus dem Gebiet der Yanomami ausgewiesen. Zurück in São Paulo, organisierte sie eine Studiengruppe, die sich für die Verteidigung des Yanomami-Territoriums einsetzte. Es war die Keimzelle der Kommission für die Schaffung des Yanomami-Parks (Comissão pela Criação do Parque Yanomami), die inzwischen Comissão Pró Yanomami heißt.

Als Claudia Andujar 1955 nach São Paulo kam - dorthin war ihre Mutter vor den Nazis geflohen -, sprach sie noch kein Portugiesisch. Das Fotografieren wurde für sie zu einer Form der Kommunikation mit den Brasilianern. Nach fünf Jahren begann sie ihre Arbeit mit den indigenen Gruppen. 1971 besuchte Andujar zum ersten Mal die Yanomami. "Danach kehrte ich viele Mal zurück, ich weiß gar nicht, wie oft. Die Arbeit, sie zu verstehen, zu fotografieren und zu versuchen, ihre Kultur zu respektieren, ist etwas, das man nicht von heute auf morgen lernt. Um die Menschen visuell darzustellen, muss man verstehen, wer sie sind, wie sie über das Leben denken, über ihr Gegenüber. Heute nennen sie mich Mutter, und für mich sind sie meine Kinder", erzählt sie.

 

Ihre Bilder sollen der Welt die Yanomami nahe bringen

Die Wände der Wohnung der Fotografin sind mit Gegenständen der Indigenen geschmückt, die sie im Laufe der letzten Jahrzehnte geschenkt bekam sowie mit ihren Fotos der Yanomami, die international bekannt wurden und dazu beitrugen, der Welt die Yanomami nahe zu bringen. Claudia Andujar hat eine Reihe von Büchern verfasst und ihre Werke in Ausstellungen gezeigt, auf der Biennale von São Paulo oder beim Internationalen Festival der Fotografie in Madrid. 2015 weihte sie eine Dauerausstellung im Inhotim Institut ein, einem Zentrum für brasilianische Kunst der Gegenwart, im Bundesstaat Minas Gerais.

Seit zwei Jahren fotografiert Andujar kaum noch. "Früher fielen mir Fotografien leichter als Worte. Auf meiner letzten Reise hatte ich keine Kamera mehr dabei. Mich interessiert es mehr zu versuchen, jene Botschaft zu übermitteln, die ich aus meinem Zusammenleben mit den Yanomami gewonnen habe, damit die anderen verstehen, wer sie sind. Man darf nicht damit aufhören, die Indigenen zu verteidigen, sonst besteht keine Chance, dass sich ihre Lage verbessert. Und am wichtigsten ist es, den Grund zu verstehen, warum wir sie respektieren müssen: Sie sind Menschen."

Quelle: poonal/Júlia Dolce, Foto: Adveniat/Jürgen Escher

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