Machtkampf in Ecuadors Regierungpartei
Ende Juli hatte Vize-Präsident Glas laut Kritik an der Politik von Präsident Moreno geübt - zunächst schrieb er einen öffentlichen Brief, dann legte er in einem Zeitungsinterview nach: Moreno sei inzwischen weit entfernt vom Kurs der "Bürgerlichen Revolution" der vormaligen Regierung von Rafael Correa - einer Regierung, der Moreno selbst angehört hatte. Auf diese Kritik folgte unmittelbar die Suspendierung: Per Dekret enthob Moreno seinen Vize von allen politischen Funktionen.
Unterdessen berichtete die brasilianische Tageszeitung O Globo von Anschuldigungen gegen Glas, wonach der Politiker in den Korruptionsskandal des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht verwickelt sein soll. Opposition und Gewerkschaften fordern nun den Rücktritt des Vizepräsidenten, meldete die ecuadorianische Tageszeitung El Comercio.
Laut O Globo gibt es eine Gerichtsaussage des ehemaligen Odebrecht-Managers José Conceição Santos, die Jorge Glas schwer belastet: Der Baukonzern Odebrecht habe dem studierten Ingenieur zwischen 2012 und 2016 14,1 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern gezahlt. Als Mittelsmann habe Ricardo Rivera fungiert, Unternehmer und Onkel von Glas, heißt es bei O Globo. Nach Ermittlungen der ecuadorianischen Justiz sitzt Rivera mittlerweile in Untersuchungshaft; wegen seines hohen Alters in Hausarrest.
Glas weist bisher alle Anschuldigungen als unbegründet von sich. In seinem Privatvermögen befände sich "nicht ein unrechtmäßig erworbener Centavo". Nach der Suspendierung von all seinen Funktionen wurde Glas der Zugang zum Präsidentenpalast entzogen. Ecuadors Ex-Präsident Raphael Correa stellte sich öffentlich gegen die Entscheidung seines Rivalen Moreno. Die Kaltstellung solle Glas als "Auszeichnung" verstehen, twitterte Correa. (bb)
Foto: Dallas Krentzel, CC BY 2.0 (Zuschnitt)