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Kuba |

Kubaner starten in die Reisefreiheit

Oberst Lamberto Fraga räumte vor wenigen Tagen im kubanischen Fernsehen noch einmal die letzten Zweifel aus. Der Chef der Einwanderungsbehörde versprach seinen Landsleuten: Ab dem 14. Januar haben die Kubaner das Recht ins Ausland zu reisen, ohne dazu die Regierung um Erlaubnis bitten zu müssen. Zumindest auf dem Papier ist die neue Reisefreiheit damit eine einschneidende Zäsur in der kubanischen Geschichte.

Um das Land zu verlassen, reicht künftig ein gültiger Pass und ein Einreisevisum des Ziellandes. Die kubanischen Behörden rechnen offenbar mit großem Interesse an der neuen Reisefreiheit. Fast 200 Büros und Anlaufstellen würden sich um die Reisewilligen kümmern, heißt es aus Havanna.

Kuba hatte den neuen Kurs schon vor Wochen angekündigt, um seine Bürger auf die neuen Freiheiten vorzubereiten. Die Reform der Reisepolitik ist von den rund 11 Millionen Kubanern seit Jahren sehnlich erwartet worden. Präsident Raúl Castro, der vor sechs Jahren die Führung des Landes von seinem Bruder Fidel Castro übernommen hatte, setzt damit ein deutliches Zeichen der Liberalisierung. In der Vergangenheit wurden Reisegenehmigungen oft willkürlich vergeben und Regimekritikern häufig verweigert. Bis heute wartet die prominente Bloggerin Yoanni Sanchez auf eine Ausreisegenehmigung, obwohl der regierungskritischen Autorin Einladungen aus aller Welt vorliegen. Sie ist gespannt: "Werde ich ab dem 14 Januar auf der Liste der Menschen stehen, die ausreisen dürfen oder auf dem Zettel mit den Namen, die es nicht dürfen. Ich schwanke zwischen Hoffnung und Skepsis."

Letzte Hürde bleibt das Einreisvisum für das Zielland

Es bleibt allerdings eine letzte Hürde: Kubaner brauchen für die meisten Länder der Welt ein Einreisevisum. Das ist nicht leicht zu bekommen, insbesondere weil die zukünftigen Touristen mit einem durchschnittlichen Monatslohn von umgerechnet 50 US Dollar nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen.

Antonio Aja, der an der Universität Havanna den demografischen Wandel der kubanischen Gesellschaft untersucht, ist überzeugt: "Ab Montag wird die Zahl der Kubaner spürbar ansteigen, die einen Reisepass beantragen werden." Ähnlich sieht es der kubanische Dissident und Wirtschaftswissenschaftler Oscar Espinosa Chepe: "Es wird eine beachtliche Zahl an Leuten geben, die gehen möchten."

Experten: Kuba will USA zu Rücknahme des Embargos zwingen

Mit Spannung wird erwartet, wie die kubanische Regierung mit den Reisewünschen hoch qualifizierter Berufsgruppen in der Praxis umgeht. "Es werden Maßnahmen beibehalten, um das geistige Kapital, das von der Revolution geschaffen wurde, gegen den Raub der Talente durch die Mächtigen zu schützen", hieß es vor Wochen in einer Stellungnahme der Regierung. Die traditionell gut ausgebildeten Mediziner dürfen aber offenbar ohne Einschränkungen reisen.

Zuvor drohte Kubanern, die nach einer Auslandsreise nicht zurückkehren, der Verlust ihres Eigentums sowie ein dauerhaftes Einreiseverbot. Die Einschränkungen auf Kuba hatten in den 80er und 90er Jahren zu großen Flüchtlingsströmen in die USA geführt, wo inzwischen rund zwei Millionen Exilkubaner leben. Ihre Hochburg ist der Bundesstaat Florida. Dort dürfte man der neuen Reisefreiheit mit gemischten Gefühlen entgehen sehen. Nicht wenige Experten glauben, dass die kubanische Liberalisierungswelle der Versuch ist, die USA auf diese Weise zu einer Rücknahme des jahrzehntelangen Kuba-Embargos zu zwingen. Ein freier Handel mit den USA und dringend notwendige Investitionen auf der Insel wären für Kuba der einzige Ausweg aus der Wirtschaftskrise und damit auch zu einem Überleben des Systems. Die USA wiederum könnten dann gezwungen sein, angesichts eines bevorstehenden Massenexodus von Kubanern nach Florida ihrerseits die Einreisebestimmungen zu ändern. Kubas Migrationsdruck auf Florida wird nicht ohne Folgen bleiben.

Autor: Tobias Käufer

Kuba bereitet sich auf die Reisefreiheit vor. Fast 200 Büros und Anlaufstellen kümmern sich in Havanna um die Reisewilligen. Foto: Steffens/Adveniat

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